Zwei Trends im Zusammenspiel: Alternative Investments und ESG-konformes Investieren

Alternative Investments und ESG-konforme Investitionen liegen im Trend. Und was im Trend liegt, wird stark angeboten und nachgefragt. Ein Beitrag von Dr. Sofia Harrschar, Country Head Luxembourg und Head of Alternative Investments & Structuring und Robert Bluhm, Sustainability Officer/Head of ESG-Office, Head of Product Management Alternative Investments & Structuring, bei Universal Investment.

Laut Datenspezialist Preqin, werden etwa 42 Prozent beziehungsweise 4,7 Billionen US-Dollar der weltweit in Private Equity angelegten Gelder bereits heute in Fonds gemanagt, die auf nachhaltigen Kriterien arbeiten (Financial Times, 3.7.2022). Es ist demnach davon auszugehen, dass es ein zukunftsweisendes Zusammenspiel von Asset-Klasse und Bedarf an ESG-konformen Investments nachhaltig geben wird. Auch haben Investoren mehr und mehr konkrete Anforderungen, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht.
Unsere Zahlen zeigen ebenfalls, dass Alternative Investments bei institutionellen Investoren weiter im Trend liegen. Ende 2020 bis Ende 2021 war das Volumen der in Deutschland und Luxemburg aufgelegten Vehikel auf der Plattform von Universal Investment von 53,6 auf 75,7 Milliarden Euro, das heißt um mehr als 40 Prozent gestiegen. Ende Juni 2022: ein Volumen von 86,3 Milliarden Euro (siehe Grafik).
Verantwortliches Investieren – auf stetigem Wachstumskurs

Besonders bei institutionellen Investoren wächst der Bedarf an ESG-konformen Investments. Die Gesamtsumme verantwortlicher Investments erreichte laut Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) 2021 in Deutschland eine neue Rekordmarke von 2,2 Billionen Euro. 64 Prozent der in nachhaltigen Publikumsfonds, Mandaten und Spezialfonds gehaltenen Gelder kamen von institutionellen Investoren. Den überwiegenden Teil machen Fonds und Mandate mit Aktien, Anleihen und Immobilien aus. Zu geringen Prozentsätzen wurde aber auch in nachhaltige Hedgefonds, Venture-Capital-Fonds/Direktbeteiligungen und Rohstoffe investiert. Die inzwischen öffentlich wahrgenommene Dringlichkeit der Klimawende und die regulatorischen Vorgaben treiben die Entwicklung für verantwortliches Investieren an.
Institutionelle Investoren und Fondsinitiatoren sehen zunehmend das Potenzial, das die Berücksichtigung von ESG-Kriterien für die Wertschöpfung und die Risikominimierung bringt. Potenzielle Stranded Assets, also Vermögensgegenstände mit einem starken künftigen Wertverlust, können frühzeitig identifiziert werden. Darüber hinaus spielt eine gute ESG-Bilanz bei der Beschaffung von Eigen- und Fremdkapital eine zunehmend bedeutsame Rolle. Der Effekt: Nachhaltigkeit hat damit Einfluss auf die strategischen Handlungsmöglichkeiten eines Unternehmens und dessen Geschäftserfolg.


Die Analyse des FNG bestätigt das, was wir auch sehen. Unter den neu aufgelegten Alternative-Investment-Fonds sind bereits heute mehr als zwei Drittel Artikel-8- oder Artikel-9-Fonds auf unserer Plattform etabliert.
Investitionen in Waldflächen, Projekte erneuerbarer Energien wie Wind- oder Fotovoltaikanlagen, Speichertechnologien, öffentlicher Nah- und Fernverkehr sowie Carbon-Capture-Projekte sind dabei prominente Beispiele. Viele Alternatives werden mit dem Aspekt ESG-konformes Investieren verbunden. Denn sie bieten oft einen direkteren Zugriff auf ein Unternehmen oder ein Projekt im Bereich Erneuerbarer Energien. Aufgrund ihrer langen Laufzeiten eignen sie sich zudem, um die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen langfristig zu unterstützen.

Herausforderungen – Verfügbare und solide Daten

Die ESG-Datenlage ist im Alternatives-Bereich stellenweise noch intransparent, da Standards und historische Zahlenreihen fehlen. Das macht die Vergleichbarkeit recht komplex. Auch variiert das Verständnis für die regulatorischen Anforderungen im Hinblick auf ESG – etwa bei Private-Equity-Managern außerhalb der Europä-ischen Union. Verpflichtende Daten werden hier im benötigten und vorgegebenen Maß noch nicht umfassend evaluiert. Auch führen Zielunternehmen zum Teil noch keine dezidierten Nachhaltigkeitsanalysen durch oder sie werden nicht in Nachhaltigkeits- oder Unternehmensberichten veröffentlicht.

Aber, es stellt sich eine Bewusstseinsveränderung ein. Denn Fonds-initiatoren, die ihre Fonds in der Europäischen Union platzieren möchten, müssen mit diesen regulatorischen Anforderungen umgehen – auch im Hinblick auf mögliche Kosten, die beim Vorhalten benötigter ESG-Daten anfallen können.

Regulatorische Vorgaben – Der Inhalt macht die Form

Die Offenlegungsverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation/SFDR) und Taxonomieverordnung gelten auch für Alternative-Investment-Fonds. Sollen mit diesen Fonds ökologische oder soziale Merkmale gefördert oder nachhaltige Investitionen angestrebt werden, müssen gemäß den Vorgaben der SFDR und der Taxonomieverordnung grundsätzlich umfangreiche Informationen erhoben und offengelegt werden.

Anfang Januar 2023 werden weitere Berichtspflichten nach Level 2 in Kraft treten. Fondsgesellschaften und andere Finanzmarktteilnehmer müssen ab diesem Zeitpunkt für ihre Finanzprodukte offenlegen, ob und wenn ja wie sie für Investitionsentscheidungen die negativen Auswirkungen auf bestimmte Nachhaltigkeitsfaktoren (im Sinne von Principal Adverse Impacts / PAIs) berücksichtigen. Werden PAIs nicht berücksichtigt, bedarf es einer ausführlichen Begründung. Für alle Artikel-8- und Artikel-9-Fonds müssen umfassende vorvertragliche und periodische Offenlegungs-Templates ausgefüllt werden.

Diese regulatorischen Vorgaben haben das Ziel, Transparenz zu schaffen, und fordern ein integres Öffentlichkeitsverhalten. Im Visier stehen unter anderem entsprechende Marketingaktivitäten: Produkte, die zwar als nachhaltig beworben werden, es aber nicht sind, werden durch Aufsichtsbehörden und am Markt (zu Recht) für sogenanntes Greenwashing diskreditiert werden. Viele institutionelle Investoren und Fondsinitiatoren erkennen, dass es nicht nur um die Einhaltung regulatorischer Anforderungen und die Vermeidung eventueller Reputationsrisiken geht. Sie sehen das Potenzial, das die Berücksichtigung von ESG-Kriterien mit sich bringt.

Zwei Trends im Zusammenspiel – Gut, wer komplex kann

Beide Trends sprechen dafür, dass sich ESG-konformes Investieren in Alternative Investments fortsetzen wird. Was sowohl institutionelle Investoren als auch Fondsinitiatoren bereits wissen: Alternatives sind aufgrund des Aufbaus und der Administration eine komplexe Asset-Klasse. ESG-Anforderungen auf allen Ebenen zu erfüllen, erhöht diese Komplexität. Und zwar im gesamten Produktlebenszyklus: Risikomanagement, rechtliche Dokumentation , Kunden-Service-Management, Fondsbuchhaltung, Portfolio Management, Reporting, Compliance/KYC-Prozess.
Weil Alternative Investments zunehmend funktionaler Teil eines Gesamtportfolios werden, können gerade Fonds-Service-Plattformen mit eigenem ESG-Office über die Strukturierung, Administration bis hin zum (ESG-)Reporting alles aus einer Hand anbieten. Ein One-Stop-Shop mit fundiertem, langjährigem Know-how, der Komplexität lösen kann

Dr. Sofia Harrschar
Robert Bluhm

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