Zeitenwende für den Zinsmarkt

Universal Investment bietet ihren Investoren mit professionellem Overlay Management eine wichtige Dienstleistung in der Wertschöpfungskette eines One-Stop-Shop. In einem Interview mit Glenn Marci, Senior Portfoliomanager Overlay & Quant Models bei Universal-Investment-Luxembourg S.A., hat EXXECNEWS INSTITUTIONAL die Besonderheiten der verschiedenen Overlay-Ansätze und die veränderten Anforderungen in immer turbulenteren Zeiten hinterfragt.

ENI: Sind Sie ein vorsichtiger Typ?

Marci: Ja und nein. Ja, weil für mich Vorsicht ein maßvolles Erwägen von Situationen ist, die passieren könnten. Wenn Sie mit Vorsicht allerdings die Vermeidung jeglicher Risiken meinen, dann würde ich eher nein sagen. In jeder Chance stecken auch Risiken. Wenn man alle Risiken vermeidet, vermeidet man auch alle Chancen. Es geht mir mehr um die sinnhafte Balance.

ENI: Also ohne Risiken keine Chancen auf Erträge. Welche Risiken sind heute für ein modernes, professionelles Portfolio relevant?

Marci: Vor dem Blick auf mögliche Risiken für ein Portfolio stellen sich ganz fundamentale Fragen: Welches Investment hat im Moment das attraktivste Rendite-Risiko-Verhältnis? In welchem Markt macht es Sinn, investiert zu sein? Oder wo möchte man in der aktuellen Marktsituation auch nicht investiert sein? Die Risiken, die grundsätzliche Risiken sind, sind die gleichen wie auch in der Vergangenheit. Die Rückzahlung von erwarteten Cashflows ist nicht immer zu 100 Prozent sicher. Damit sieht sich jeder Investor konfrontiert. Allerdings hat sich das Anlageuniversum und damit die Möglichkeit von Risiken vergrößert. Es sind nicht die Risiken als solche, die modernes und professionelles Portfolio Management ausmachen, sondern die Komplexität, die mit dem größeren Anlageuniversum verbunden ist. Und die muss jederzeit von Investoren bewältigt werden.

ENI: Eine These: Mehr Assetklassen führen zu mehr Komplexität und damit zu vielfältigen Risikostrukturen.

Marci: Die Risiken sind in ihrer Struktur ebenfalls gleichgeblieben, aber sie sind eben durch die Menge an Finanz-instrumenten wesentlich vielfältiger. Das wird deutlich, wenn man zum Beispiel ein globales Rentenportfolio ansieht. Da ist eine hohe Vielzahl von Wechselwirkungen enthalten.

Schwieriger geworden ist, intuitiv einen Eindruck zu bekommen. Früher hat man es als eine Art „Bauchgefühl“ für ein Portfolio beschrieben. Das ist immer noch wichtig, aber diejenigen, die das Handeln allein aufgrund eines solchen Bauchgefühls steuern, für die ist es deutlich schwieriger geworden.

ENI: Welche dieser Risiken können also systematisch sinnvoll mit einem Overlay beherrscht werden?

Marci: Das kommt ganz darauf an, was die Zielsetzung sein soll. Diese Analyse steht erstmal im Vordergrund. Aber grundsätzlich sind Aktien-, FX- und Zinsrisiken zumeist sehr gut steuerbar. Eine etwas größere Herausforderung sind Spread-Risiken. Für die allermeisten Investoren lässt sich sagen: Je passiver sie ihre grundlegende strategische Asset-Allokation (SAA) aufgestellt haben, desto einfacher ist sie mit einem Overlay zu ergänzen.

ENI: Beherrscht man Risiken mit Overlay Management?

Marci: Das lässt sich so allgemein nicht sagen. Für ein passiv aufgestelltes Mandat, also ein klassisches Investmentgrade-Zinsportfolio, lassen sich die Risiken sehr gut in den Griff bekommen. Es kommt aber auch auf den Investor selbst an. Das heißt, wie aktiv sind seine angebundenen Asset Manager oder in welchen Märkten ist das Portfolio unterwegs. Je exotischer, desto schwieriger wird es, aber unlösbar ist es nicht.

ENI: Sind durch die aktuelle Situation – konkret den Krieg in der Ukraine – neue Risiken bewusst geworden?

Marci: Die politischen Risiken sind deutlich gestiegen, und das sind auch Effekte, die unsere Investoren vor allem beim Underlying spüren. Der Begriff der Zeitenwende, der im Moment viel zitiert wird, trifft es sehr gut. Von politischer Instabilität ausgelöste Risiken sind unglaublich schwierig vorherzusehen und sind für Overlay Management eine Herausforderung. Modulare Overlay-Ansätze sind dabei klar im Vorteil. Ohnehin steht uns auch im Hinblick auf ökonomische Zusammenhänge eine Zeitenwende bevor. Gerade, was die hohe Liquidität, die die Zentralbanken zur Verfügung stellen, angeht. Diese nimmt jetzt zunehmend ab. Auch die 30 Jahre fallender Zinsen haben jetzt aller Voraussicht nach ein Ende. Eben eine Zeitenwende.

ENI: Wie passt das Geschäftsfeld Overlay Management zur gesamten Geschäftsstrategie von Universal Investment?

Marci: Universal Investment lebt den Plattform-Gedanken und deckt die gesamte Wertschöpfungskette für Investoren ab. Also ein One-Stop-Shop oder anders gesagt ein Alles-aus-einer-Hand-Ansatz. Und dazu gehört auch regelbasiertes Portfolio Management mit seinen vielen Services, wie zum Beispiel Overlay Management oder auch Transition Management. Wir wollen DIE führende Fonds-Service-Plattform in Europa werden und sind auf dem besten Weg dorthin. Unser regelbasiertes Portfolio Management leistet seinen Beitrag zur Erreichung dieses Ziels.

ENI: Für welche Investorengruppe ist der Einsatz von Overlay Management geeignet?

Marci: Die großen institutionellen Investoren stehen hierfür im Mittelpunkt und vor allem die, die eine Vielzahl von Mandaten und Asset Managern beauftragt haben.

ENI: Der professionelle Umgang mit Risiken ist eine schwierig zu delegierende Aufgabe, die hauptsächlich von Entscheidungsträgern einer institutionellen Vermögensmasse wahrgenommen wird. Welches sind die wichtigsten Argumente, Overlay Management bei einem Dienstleister einzukaufen?

Marci: Die Kernfunktion eines verantwortlichen Entscheiders ist, sich zu überlegen, welche Risiken er grundsätzlich eingehen möchte. Also wie seine strategische Asset Allocation aussehen soll. Nicht unbedingt zur Kernfunktion gehört jedoch die Umsetzung einer solchen SAA. Overlay Management kann dabei helfen, die SAA auf Spur zu halten und taktisch einzugreifen, wenn das Chance-Risiko-Verhältnis sich ungünstig entwickelt. Das heißt, ein regelbasierter Ansatz, den wir verfolgen, kann in turbulenten Marktphasen Sicherheit und schnelle Reaktionsfähigkeit geben. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Märkte zunehmend komplexer werden. Zu jeder Zeit up to date zu sein, was die Risiken angeht, ist insbesondere für große institutionelle Vermögensmassen mit komplexen Strukturen eine Herausforderung. Es erfordert auch eine entsprechende Kapazität, die vorgehalten werden muss. Kompetenz und Entscheidung aufseiten des institutionellen Investors trifft auf Kompetenz und Kapazität bei Universal Investment. Eine gute Symbiose zwischen eigener und eingekaufter Professionalität.

ENI: Wie stellen Sie sicher, dass Sie und Ihre Kunden die gleiche Definition von Risiko haben?

Marci: Ein Punkt, der mit an erster Stelle steht. Insbesondere, wenn wir über den Aufsatz von Mandaten sprechen, ist ein intensiver Austausch essenziell. Wir haben viel Erfahrung damit und stellen die richtigen Fragen. Der gesamte Prozess ist für unsere Kunden transparent. Das ist wichtig, damit nachvollzogen werden kann, was im Laufe der praktischen Umsetzung des Mandates passiert. Die Intentionen unserer Investoren sind dabei unterschiedlich. Einige sehen Overlay Management als eine Art Notfallmanagement, um möglichst lange ihre strategische Allokation beizubehalten, während andere eine intensive taktische Steuerung bevorzugen. Jedes Mandat wird intensiv und zielgerichtet diskutiert.

ENI: Ist die Intensität Ihrer Kommunikation mit Ihren Kunden von Marktphasen abhängig?

Marci: Generell ist es so, dass in turbulenten Phasen die Kommunikation deutlich intensiver ist und wir das beim Aufsatz bereits besprechen und auch vereinbaren. Unsere Kunden wissen, dass wir verantwortungsbewusst an ihrer Seite stehen und uns melden, wenn sich Risiken oder Risikoumfelder verändern. Und wenn wir uns nicht melden, wissen sie, dass sie ruhig schlafen können. Wie in jeder Geschäftsbeziehung gehört auch hier Vertrauen dazu.

ENI: Was ist das Besondere an dem Overlay Management von Universal Investment?

Marci: Wir können Overlays auf echten Beständen steuern. Das bringt entscheidende Vorteile im Umgang mit Risiken. Das heißt, die einzelnen Risikofaktoren können durch uns separat gesteuert werden und unnötige Steuerungsaktivitäten können reduziert werden. Mit anderen Worten: Daten werden auf Einzeltitelebene validiert anstelle von Approximationen, wie einige andere Unternehmen dies machen. Und wir haben eine eigene IT-Landschaft entwickelt, die unter anderem automatisierte Prüfprozesse und Kontrollmechanismen durchführt und regelbasierte Handlungsanweisungen gibt. Mit neuen Anforderungen entwickelt sich auch diese IT-Landschaft weiter: ein riesiger Vorteil für unsere Kunden – auch und gerade im Hinblick auf Transparenz. Wichtig ist auch zu wissen, dass wir eine unabhängige Fonds-Service-Plattform sind. Wir sind zum Beispiel an keinen bestimmten Asset Manager oder eine Bank oder Verwahrstelle gebunden. Wir können die Partner anbinden, die unsere Investoren für ihre Zusammenarbeit benötigen. Darüber hinaus können unsere Investoren auf den gesamten Werkzeugkasten einer KVG zugreifen.

ENI: Wie definieren Sie Track Record im Zusammenhang mit Overlay Management?

Marci: Die Antwort auf diese Frage ist mandatsspezifisch. Grundsätzlich lässt sich mit Overlay Management eine risikoadäquate Benchmark schlagen. Das bedeutet, dass der Ertrag pro Einheit Risiko über dem der Benchmark liegen sollte. Erlaubt das Mandat auch einen Leverage, können die Opportunitätskosten eines Mandats gegenüber einer Standard-Benchmark deutlich reduziert und sogar überkompensiert werden. Das könnte als Track Record herangezogen werden, wenn man bei dem Terminus bleiben möchte.

ENI: Inwieweit trägt Overlay Management zum Chancen-Management bei?

Marci: Viele unserer Investoren sind bezüglich ihrer Investments eher konservativ aufgestellt. Das ist auch nicht verwunderlich, da sie vielen regulatorischen Anforderungen nachkommen müssen. Es ist selbstverständlich, dass alle Investoren mit ihrem Risikokapital sorgsam umgehen; institutionelle Investoren sind in den letzten Jahren deutlich stärker gefordert worden: Das Niedrigzinsumfeld hat alle betroffen – dabei gibt es meistens eine Zielrendite, die erreicht werden muss. Hier kann Overlay Management helfen, die Chancen auch in diesem Marktumfeld aufrechtzuerhalten. Wir haben kürzlich ein White Paper zu dem Thema mit dem Titel „Rettet Overlay die Sharpe Ratio des Anleihemarktes?“ erstellt.

ENI: Hat sich der Blick darauf geändert?

Marci: Es findet derzeit eine Bewusstseinsveränderung statt. In den letzten 30 Jahren brauchte man im Fixed-Income-Bereich kein Overlay. Es gab nur eine Richtung: Zinsen sind immer gefallen, Anleihemärkte sind immer gestiegen. Seit Mitte 2021 verändert sich das Bewusstsein. Am Zinsmarkt sind die Risiken deutlich gestiegen. 2022 zeigt sich, dass auch Zinsen eine hohe Volatilität haben, und unsere Investoren erleben, dass es eine große Herausforderung mit sich bringt, sich mit klassischen Investments in diesen Märkten zu behaupten. Also ja, der Blick hat sich geändert, und Overlay Management kann gerade in diesem Umfeld einen guten Beitrag leisten.

ENI: Welche Überschrift würden Sie unserem Gespräch geben?

Marci: Zeitenwende am Zinsmarkt – Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Glenn Marci in Anzug ohne Krawatte zur Zeitenwende für den Zinsmarkt
Glenn Marci

Glenn Marci ist Senior Portfoliomanager Overlay & Quant Models bei Universal Investment. Die Universal Investment Gruppe ist eine der führenden europäischen Fonds-Service-Plattformen und Super ManCos mit rund 751 Milliarden Euro administriertem Vermögen, über 2.000 Publikums- und Spezialfondsmandaten und mehr als 1.000 Mitarbeitenden an den Standorten Frankfurt am Main, Luxemburg, Dublin, London, Hamburg und Krakau. Das 1968 gegründete Unternehmen bietet als unabhängige Plattform Fondsinitiatoren und institutionellen Investoren Strukturierungs- und Administrationslösungen sowie Risikomanagement für Wertpapiere, Immobilien und Alternative Investments. Die Gesellschaften UI labs, UI Enlyte und CAPinside runden das innovative Service-Angebot der Gruppe ab. Das Unternehmen ist Unterzeichner der UN Principles of Responsible Investment und Mitglied im Forum Nachhaltige Geldanlagen e. V. (Stand: 28. Februar 2022)

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