„Wir werden in Deutschland nicht unbegrenzt weiterwachsen können“

Mit 60 Milliarden Euro Assets und rund 300 Fonds under Administration ist die Hamburger INTREAL die führende Immobilien-Service-KVG in Deutschland. Kürzlich stieg das Unternehmen über seine Tochtergesellschaft in Luxemburg auch in das Geschäftsfeld Real Estate Private Debt ein. Auf der EXPO REAL sprach unser Herausgeber Hans-Jürgen Dannheisig mit Michael Schneider, Geschäftsführer der INTREAL, über die diesjährige Messe, den eigenen Messeauftritt und die Ziele des Unternehmens.

ENI: Was verspricht sich die Intreal als überwiegend nationaler Marktteilnehmer von der Teilnahme an dieser doch sehr internationalen Messe?

Michael Schneider: Ein Großteil unseres Geschäfts findet bislang in Deutschland statt. Die Expo Real bietet die Möglichkeit, nahezu alle unsere Geschäftspartner – sowohl im Geschäftsbereich Partnerfonds als auch im Bereich KVG-Services – innerhalb eines kurzen Zeitraumes zu treffen. Wir organisieren sogar eine eigene Kundenveranstaltung in München. Wir sehen unseren Stand als Plattform für die Begegnung unserer Fondspartner mit Investoren und Immobilienkäufern wie -verkäufern. Wir haben die Messe auch genutzt, um uns thematisch als führende Service-KVG zu positionieren. Beispielsweise haben wir ein sehr gut besuchtes Panel zum Thema ESG und Immobilienfonds veranstaltet. Auch konnten wir auf der Expo Real unsere neuen Beratungsleistungen der Intreal Solution präsentieren. Neben dem Deutschlandgeschäft bauen wir aber derzeit das internationale Geschäft über unsere Tochtergesellschaft Intreal Luxembourg stark aus. Insofern sind auch die Gespräche mit den internationalen Asset Managern und Fondsanbietern, die nach München kommen, für uns sehr interessant.

ENI: Welche Themen beherrschen die EXPO REAL? Was hat Sie überrascht?

Schneider: Das große Thema war die Zeitenwende, die die Immobilienbranche gerade erlebt. Seit der Finanzkrise – also seit über einem Jahrzehnt – sind die Preise kontinuierlich gestiegen. Die Branche erlebte einen unglaublich langen Boom. Die stark gestiegenen Zinsen, die hohen Baukosten und die Probleme beim Neubau leiten eine neue Phase im Immobilienzyklus ein. Diese Veränderung der Großwetterlage zog sich wie ein roter Faden durch alle Gespräche.
Überrascht hat mich das in den Boomjahren gewachsene Selbstvertrauen der Brache, die sich überzeugt zeigte, auch Lösungen für die anstehenden Themen und Fragen liefern zu können.

ENI: Was sind die Besonderheiten der Intreal, mit denen Sie sich auch hier dem Publikum als wichtiger Dienstleister präsentieren? Wodurch grenzen Sie sich vom Wettbewerb ab?

Schneider: Wir sind mit rund 60 Milliarden Euro Assets und rund 300 Fonds „under Administration“ die führende Service-KVG im Immobilienbereich und haben zu dem breiten Angebot an verschiedenen Fonds und Nutzungsarten in den letzten Jahren erheblich beigetragen. Wir konzentrieren uns auf das Real-Estate-Segment und haben den Anspruch, in diesem Segment auch der Beste zu sein. Mit über 450 qualifizierten Mitarbeitern haben wir seit unserer Gründung 2009 eine umfassende Immobilienfondsexpertise in allen wichtigen Bereichen wie etwa Risikomanagement, Recht, Transaktionen, Regulierung, Reporting, ESG und IT aufgebaut.
Außerdem fokussieren wir uns ausschließlich auf die Zusammenarbeit mit externen Immobilien-Asset-Managern. Wir sind deshalb unabhängig und können frei von Interessenkonflikten agieren.

ENI: Was sind die Zielsetzungen der Gesellschafter für die Weiterentwicklung der Gesellschaft?

Schneider: Unsere Gesellschafter sind die HIH-Gruppe und die Joachim-Herz-Stiftung. Beide Parteien verfolgen langfristige Interessen mit ihrem Engagement bei der Intreal. Dies verschafft uns die notwendige Stabilität. Beiden Gesellschaftern ist ein stabiles und nachhaltiges Wachstum wichtig. Dazu zählt die Internationalisierung unseres Geschäfts – Stichwort Luxemburg. Wir wollen uns aber auch inhaltlich und fachlich weiterentwickeln. Dazu zählt beispielsweise der Aufbau von Kompetenzen im Bereich ESG.
Parallel dazu entwickeln wir auch neue Leistungen. Wir haben festgestellt, dass viele Kunden dringend eine fachliche, praxisorientierte Beratung in vielen Fragen rund um Immobilienfonds brauchen. Dazu zählen IT, ESG oder Risikomanagement. Eine Beratung mit der Praxisnähe und fachlichen Tiefe, wie wir das können, gibt es am Markt nicht. Also haben wir beschlossen, diese Consulting-Leistung über unsere Tochtergesellschaft Intreal Solutions am Markt anzubieten. Der Erfolg gibt uns recht: Wir haben in kurzer Zeit bereits zehn Beratungsmandate akquirieren können und befinden uns in Gesprächen für ein weiteres Dutzend Mandate.

ENI: Sie erscheinen wie ein mittelständisches Unternehmen. Welches sind die größten Herausforderungen für die qualitative Weiterentwicklung?

Schneider: Wie viele Mittelständler haben auch wir mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Wir brauchen für unsere komplexen Aufgaben Spezialisten, die immer schwerer zu bekommen sind. Wir sind schon seit einigen Jahren dazu übergegangen, Fach- und Führungskräfte intern auszubilden. Das Personalthema ist übrigens auch ein Grund, in München zu sein. So sind wir auf dem Career Day mit unseren HR-Kolleginnen und Kollegen vertreten.
Daneben ist der Bereich Digitalisierung wichtig für uns. Wir wollen die Digitalisierung und die IT-technische Weiterentwicklung der Brache aktiv begleiten. Die allein aus der Regulatorik resultierende Datenmenge – sowohl für KVGen wie für Investoren – ist enorm. Das Thema ESG verstärkt diesen Trend noch. Insgesamt ist noch sehr viel zu tun.

ENI: Welche Bedeutung hat ihre Präsenz in Luxemburg für die Weiterentwicklung des Unternehmens?

Schneider: Der Standort Luxemburg ist für uns strategisch sehr wichtig. Luxemburg ist der größte Fonds-standort Europas und der zweitgrößte weltweit.
Wir werden in Deutschland nicht unbegrenzt weiterwachsen können, da der Markt eine natürliche Grenze hat. Der internationale Markt ist viel größer. Es gibt unzählige Asset Manager aus den USA, aus Asien oder dem arabischen Raum, die via Luxemburg in Europa investieren wollen. Gleichzeitig wird sehr viel deutsches Geld via Luxemburg global investiert. Hier gibt es große Wachstumspotenziale für uns. Wir haben vor rund einem Jahr die Luxemburger Geschäftsführung neu aufgestellt und bauen den Standort auch personell zügig aus.

ENI: Was ist das wichtigste Ziel, das sie sich für Ihr Unternehmen in den nächsten Monaten vorgenommen haben?

Schneider: Ich möchte hier zwei Ziele nennen: Erstens wollen wir das Beratungsgeschäft der Intreal Solutions umfassend am Markt etablieren. Zweitens wollen wir unser Geschäft in Luxemburg auch thematisch ausweiten. Wir haben kürzlich die Lizenz für Real Estate Private Debt (Kreditfonds) erhalten. Wir bereiten zudem die Lizenzen für Dachfonds und Infrastruktur in Luxemburg vor. Als Mittelständler wollen wir unser Geschäftsmodell, wie ein der letzten Dekade, weiterentwickeln. Wir sind bestrebt, uns immer schnell und soweit möglich den Kunden- und Marktanforderungen anpassen – mit Weitblick und konkreten Zielen auch über die nächsten Monate hinaus.

Michael Schneider ist Geschäftsführer der Intreal in Hamburg. Als Service-KVG fokussiert sich Intreal ausschließlich auf die Auflage und Administration von regulierten Immobilienfonds für Dritte nach dem KAGB. Über die Plattform können alle Möglichkeiten einer Immobilien-KVG genutzt werden, ohne selbst eine gründen zu müssen. So können sowohl offene wie geschlossene Immobilienfonds aufgelegt oder auch das Back-Office von KVGs an Intreal ausgelagert werden. Intreal administriert 283 Fonds über eine Vielzahl von externen Fondspartnern mit einem Gesamt-Investitionsvolumen von rund 57,2 Milliarden Euro (Stand: 30. Juni 2022).
www.intreal.com

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