Unter Führung der Hannoverschen Volksbank beteiligt sich ein Bankenkonsortium mit 80 Prozent am Hamburger Investmenthaus Immac Group. EXXECNEWS sprach mit Jürgen Wache, Sprecher des Vorstandes der Hannoverschen Volksbank, und Vorstand Matthias Battefeld, dem künftigen Aufsichtsratsvorsitzenden der Immac Holding AG.

Das sagen sie…
… über die Motive der Beteiligung:
Wache: Als in der Region verankerte, traditionelle Volksbank sind wir im klassischen Privat- und Firmenkundengeschäft gut aufgestellt. Das ist unser Kerngeschäft. Aber Kundenansprüche verändern sich und in der Demografie des Kundenbestandes sind deutliche Änderungen zu erkennen: Auch wenn Volksbanken bislang selten als Unternehmenskäufer aufgetreten sind, wurden wir für bestimmte Gruppen, die heute über die Generationsnachfolge nachdenken, interessante Partner. Gerade Unternehmen in Privathand mit Tradition, die langfristig denken, bei denen die Unternehmenskultur erhalten bleiben soll, bei denen man sicher sein will, dass das Unternehmen fortgeführt wird.
Über unsere Kollegen von der Volksbank in Schaumburg und Nienburg eG sind wir bezüglich der Immac-Gruppe ins Gespräch gekommen. Sicherlich mussten wir uns zuerst fragen, passen wir zueinander? Kennen auch wir uns grundsätzlich im Geschäft aus? Handelt es sich um einen langfristig erfahrenen Partner? Für uns entscheidend war das bewährte Management, das bewiesen hat, das Geschäft erfolgreich zu führen. Wichtig ist für uns auch, dass das Management – wie jetzt bei der Immac Group – an Bord, in der Verantwortung bleibt. Und das Geschäft muss zu uns passen. Uns geht es nicht um Beteiligungsmanagement für die mittelständische Wirtschaft, sondern durchaus um die Ergänzung unseres Kerngeschäftes.
Battefeld: Die Immac Group hat den Erfolg ihrer Geschäftsmodell-Kette, an deren Ende der Vertrieb von AIF, von alternativen Investmentfonds an Anleger steht, über viele Jahre bewiesen. Daher war die Bewahrung dieses Geschäftsmodells mit die Grundvoraussetzung für unser Engagement. Wir sehen keine Veranlassung, am Geschäftsmodell etwas Grundlegendes zu verändern. Wir sehen aber Erweiterungsmöglichkeiten: Die Immac Group ist deutschlandweit vertreten. Neben Österreich und Irland entfallen immer noch rund 80 Prozent des Geschäftes auf Deutschland. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Regionalbanken vor Ort, die einerseits den Markt gut kennen und auch in den Größenordnungen finanzieren können, die die Immac-Objekte üblicherweise haben.
… über die Immac Group:
Battefeld: Die Immac Group hat gerade in der zurückliegenden schwierigen Zeit bewiesen, dass sie diesen Herausforderungen erfolgreich begegnen konnte. Wir sind der Überzeugung, dass Immac das Geschäft bereits allein sehr gut macht, dass aber in der Zusammenarbeit noch erhebliches Potenzial zu sehen ist.
Wir haben großen Respekt vor der unternehmerischen Leistung von Marcus Schiermann. Für uns war auch wichtig, das Modell und die Absichten zu verstehen, wie er sein Unternehmen führt, mit welcher strategischen Zielsetzung er unterwegs war – ergänzt durch die operativ Verantwortlichen im Vorstand, wie Thomas Roth, der nun in den Aufsichtsrat wechselt, und die weiter als Vorstände agierenden Mechthild Mösenfechtel und Jens Wolfhagen. Das war für uns bei der Prüfung ganz wichtig. Wir maßen uns nicht an, das erfolgreiche Geschäftsmodell besser zu machen. Uns war und ist daher wichtig, dass das erfolgreiche Managementteam an Bord bleibt.
Neben dem Management werden wir selbstverständlich auch an der Marke festhalten. Wenn wir uns die heutige Finanzierungsstruktur ansehen, dann sind es im Wesentlichen die örtlichen Banken, Volksbanken und Sparkassen, die Immac in den vergangenen Jahrzehnten begleitet haben. Und das soll weitergeführt und ausgebaut werden.
… über mögliche neue Produkte:
Battefeld: Die operativen Entscheidungen – ob beispielsweise vermehrt Spezial-Fonds oder auch offene Fonds angeboten werden – bleiben unverändert beim bestehenden Management. Das Modell wird mit den handelnden Personen weitergeführt. Der Vorstand der AG führt das Unternehmen in seiner Verantwortung. Der Aufsichtsrat wird nicht ins Tagesgeschäft eingreifen. Auch stellen wir als Bank im Aufsichtsrat nur ein Mitglied. Neben Herrn Schiermann und Herrn Roth ist dort erfreulicherweise viel fachliche Kompetenz vertreten.
… über freien Vertrieb und Bankenvertrieb:
Battefeld: Das erfolgreiche Geschäftsmodell der Immac Group umfasst insbesondere auch die bisherigen Vertriebswege. Hier sehen wir keinen aktuellen Handlungsbedarf, etwas zu verändern. Wir sehen aber die Option der Erweiterung der Zusammenarbeit auf der lokalen Ebene der Volksbanken/Raiffeisenbanken. Die einzelnen Volksbanken verfolgen unterschiedliche Strategien, ob sie überhaupt AIF in ihr Produktportfolio übernehmen. Die regulatorischen Anforderungen sind ja nicht einfacher geworden. Wir selbst haben seit ein paar Jahren die Grundlage geschaffen, dass unsere Beraterinnen und Berater AIF bei ihren Kunden platzieren können. Dieses ist sicherlich weiter ausbaufähig.
Wache: Die Banken haben sich in den letzten Jahren im Rahmen der Verbreiterung ihrer Asset Allocation dem Immobilienbereich geöffnet. Wir auch. Die Klasse der Pflegeimmobilien wird üblicherweise über AIF konzipiert. Wir gehen davon aus, dass das Interesse weiter steigen wird.
… über Expansionsmöglichkeiten:
Wache: Unser Interesse ist es, der Immac Group lokale Partner, insbesondere aus der genossenschaftlichen Finanzgruppe, zuzuführen, damit diese an den Finanzierungen und im Vertrieb der AIF partizipieren können.
Battefeld: Wir glauben, dass es für lokale Partner im Netzwerk der genossenschaftlichen Finanzgruppe an Standorten, wo die Immac Group noch nicht präsent ist, in der Wertschöpfungskette viele Kooperationsmöglichkeiten geben kann – über Grundstücksbeschaffung, den Bau bis zur Beschaffung lokaler Betreiber. Kooperationen sind möglich in der Finanzierung, aber auch darin, ein lokales Projekt den eigenen Kunden als Anlagemöglichkeit anzubieten. Wir wollen bestehenden Finanzierungspartnern nichts wegnehmen, nicht der ausschließliche Finanzierungspartner werden, sondern dort, wo es sich anbietet, die regionalen Partner einbeziehen.
… über die bisherigen Reaktionen:
Wache: Wir haben viel positive Resonanz bekommen, auch aus dem Netzwerk der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Mit unserer unternehmerischen Beteiligung an Immac wollen wir der genossenschaftlichen Finanzgruppe zusätzliche Chancen bieten. Wir glauben, damit einen Beitrag zu leisten, das Image des Beteiligungsmarktes weiter zu verbessern.
… über den Beteiligungsmarkt:
Wache: Unser Interesse liegt in erster Linie auf dem Kerngeschäft der Immac, also auf den Sozialimmobilien und dem Hotelsegment. Teil unseres Geschäftsmodells ist auch der Wohnbau. Daneben gibt es weitere Segmente mit Transformationsherausforderungen. Eine davon ist die Energiewende. Dieser Markt ist noch stark auf Förderung ausgerichtet und die Nutzung privater Anlegergelder wird dabei noch vernachlässigt. Auch dafür braucht es die richtigen Partner.
Battefeld: Wenn man den Beteiligungsmarkt ansieht, muss man zuerst an das Grundgeschäft denken. Und das ist die Pflegeimmobilie. Das ist ein Thema, das uns lange begleiten wird. Wir alle werden älter, die Ansprüche an Pflegeimmobilien, an die Qualität werden sich ändern – die Pflegeimmobilie bleibt ein Zukunftsthema. Was auch nicht vergessen werden darf: Viele der heute bestehenden Immobilien haben bereits einen erheblichen Renovierungsbedarf. Also vom Grundgeschäft her gesehen, braucht es auch in Zukunft Pflegeimmobilien. Und eben dieses Grundgeschäft ist Anlegern leichter erklärbar als es bei anderen Grundgeschäften von Beteiligungen der Vergangenheit der Fall war. Auch ist die Eigenkapitalausstattung der bisherigen AIF in einer überschaubaren Größenordnung und erleichtert damit die Platzierungsfähigkeit auf lokaler Basis. Diese Kombination – Grundgeschäft, Erklärbarkeit und lokaler Faktor – bietet eine solide Grundlage.