Mit dem Branchenimage werden Anlageberater – und Vermittler als Erste konfrontiert, deshalb ist deren Meinung zur Image-Frage besonders gewichtig. Lesen Sie hier, wie Vertriebsprofis, die in ständigem Kontakt mit Anlegern stehen, heute das Image der Sachwertbranche einschätzen:
Die Reputation der Sachwertbranche (früher als Branche geschlossener Fonds bezeichnet) hat sich sehr positiv entwickelt. Sehen Sie als Vermittlungs- und Beratungsdienstleister im AIF- und Vermögensanlagensegment dies ebenso?
Axel Hermann, Prokurist Hörtkorn Finanzen GmbH: Wir differenzieren klar zwischen AIF und Vermögensanlage. Für unser Haus hat nur der Markt der AIFs eine Zukunft. Vermögensanlagen haben zurecht ein schlechtes Image, was wohl die BaFin ähnlich sieht, da sie Genehmigungen nur noch sehr restriktiv vornimmt.
Felix Knaak, Teamleiter Geldanlage Plansecur: Auch unserer Meinung nach hat sich die Reputation der Sachwertbranche in den letzten Jahren gebessert, wenn auch das Vertrauensproblem noch immer nicht vollständig gelöst ist. Teilweise werden medial noch immer Geschlossene AIF im Sinne des KAGB mit den Produkten nach VermAnlG vermischt – diese fehlende Differenzierung verzerrt die Darstellung der Sachwertbranche in der Öffentlichkeit. Wir verspüren jedenfalls Berater- und Kundenseitig eine verstärke Nachfrage nach geschlossenen AIF. Diversifikation wird in Zeiten zunehmender geopolitischer Spannungen, Unsicherheit über volkswirtschaftliche Entwicklungen und volatiler Kapitalmärkte wichtiger.
Stellen auch Sie eine Verbesserung des Branchenimages vom früheren „Schmuddel-Image“ zum „weißen Kapitalmarkt“ fest?
Hermann: Ja, auf jeden Fall. Der AIF ist ein vollreguliertes Finanzinstrument nach dem KAGB und schafft somit rechtliche Sicherheit für den Anleger.
Knaak: Wir stellen eine Verbesserung fest. Uns sind keine bzw. nur wenige Negativ-Schlagzeilen wie noch vor einigen Jahren bekannt. Skandalfälle wie in den Fällen Wölbern oder S&K und auch Insolvenzfälle im Bereich Geschlossene AIF nach KAGB sind bisher einfach noch nicht aufgetreten.
Jörg Wesel, Geschäftsführer der Fondsnet Vermögensberatung- und verwaltungs GmbH: In jedem Fall gibt es einen spürbar positiven Imagewandel. Wir sehen aber leider auch, dass viele Marktteilnehmer und vor allem Medien in Ihrer Wahrnehmung der Branche leider noch oft mit Vorbehalten aus der “alten Zeit” hadern.
Welches sind nach Ihrer Meinung die Gründe für diese Verbesserung?
Hermann: Die Standards mit einer externen KVG, Verwahrstelle, Meldepflichten und die Kontrolle durch die BaFin sind hier zu nennen. Ebenso die laufende Bewertung der Fonds über den NAV (net asset falue, Nettoinventarwert) schafft Transparenz.
Knaak: Ein Hauptgrund liegt sicherlich in der Regulierung durch das KAGB und den damit verbundenen Vorgaben für Anlegerschutz, Transparenz und Produktgestaltung. Als Beispiele für wirksame Kontrollmechanismen und -vorgaben können sicherlich die Verwahrstelle, KVG, BaFin oder auf untergeordneter Ebene, das vorzuhaltenden Portfolio- und Risikomanagement und Compliance-System genannt werden. Fernab von der Regulatorik und den daraus resultierenden organisatorischen Anforderungen hat sicherlich auch die starke Marktbereinigung bei den Produktanbietern dazu beigetragen, dass nur noch seriöse und verlässliche Anbieter am Markt zu finden sind.
Wesel: Die Vollregulierung hat zu einer notwendigen Bereinigung des Marktes geführt. Durch den enormen Regulierungsdruck haben sich insbesondere die weniger qualifizierten Anbieter und Mitläufer des einstigen Booms aus der Branche verabschiedet. Geblieben sind die bereits zuvor sehr professionell agierenden Marktteilnehmer. Für neue Anbieter aus dem Bereich des institutionellen Geschäfts war das KAGB ein ausschlaggebender Grund in den Privatkundenmarkt einzutreten.
Ist ein Image-Aufschwung durch nachweisbare Performance-Verbesserungen der Anlageofferten erfolgt oder waren es werbliche Erfolge?
Hermann: Der Nachteil am AIF sind die höheren Gebühren für den Fondsanleger, insofern bin ich mir nicht sicher ob die Ergebnisse für den Anleger auch besser sind bzw. werden. Noch gibt es keine große Anzahl von Exits. Der vollregulierte AIF ist bekanntlich erst seit 2014 am Start. Und abgerechnet wird bekanntlich am Schluss.
Knaak: Hier gilt sicherlich kein „Entweder-Oder“. Die Performance hat sich verbessert, die Art der Kommunikation und des Marketings ist professioneller geworden und die Bedeutung von Sachwertinvestments zur Verbesserung der Sharpe-Ration bei der Vermögensstrukturierung nimmt zu.
Wesel: Mit Blick auf die Performance können wir nur für die Produktauswahl unseres Kooperationspartners HW HanseInvest sprechen. Auf Basis der aktuellen Leistungsbilanz 2022 weisen seit 2011 (Zeitpunkt der Einführung einer IDW-testierten Produkt- und Plausibilitätsprüfung im Hause der HW HanseInvest) alle geprüften und zum Vertrieb freigegebenen Produkte eine positive Performance aus. Rund 91 Prozent der Produkte (auf Basis des platzierten Volumens) entwickeln sich prognosegemäß oder sogar besser. Die HW HanseInvest hat neben AIF auch Vermögensanlagen geprüft und vertrieben. Ein Performanceunterschied zwischen den beiden Anlagemänteln ist nicht feststellbar. Das spricht dafür, dass neben der Regulierung vor allem die neutrale und regelbasierte Prüfung der Schlüssel für gute Performance ist.
Wie hat der Vertrieb solche positiven Performance-Ergebnisse der Öffentlichkeit und den eigenen Mitarbeitern im Vertrieb zugänglich gemacht oder gibt es andere Gründe für eine breite Streuung dieser Informationen?
Hermann: Wie gesagt, mir sind keine Ergebnisse auf breiter Front bekannt, die diese von Ihnen angesprochene positive Performance belegen.
Knaak: Die Kommunikation erfolgt nach unserer Wahrnehmung auf verschiedenen Kanälen bspw. über Newsletter, in Perfomance-Berichten, Webinaren oder in Pressemitteilungen. Wünschenswert wäre es, wenn wieder alle Anbieter Performanceberichte bzw. Leistungsbilanzen veröffentlichen würde oder diese dazu verpflichtet werden. Die Berichte werden aktuell nur auf freiwilliger Basis erstellt und divergieren stark in ihrer Darstellungsweise.
Ein Image-Wandel tritt nur langsam ein und bedarf eines kontinuierlichen positiven Nachrichtennachschubs. Wie kann solcher entstanden sein?
Hermann: In Summe ist der Markt sehr klein und der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt. Es bedarf neuer Marktteilnehmer mit interessanten Produkten, das bewirkt Sogwirkung.
Knaak: Kontinuität und Beharrlichkeit in der Berichterstattung sind sicherlich nur einige Gründe hierfür. Man muss allerdings erwähnen, dass wir in den letzten 10 Jahren – getrieben durch die Niedrigzinsphase – ein attraktives Investitionsumfeld für Sachwertinvestitionen, insbesondere im Immobilienbereich hatten. Angesichts der in diesem Zeitraum sehr positiven Wert- und Mietentwicklung war es tatsächlich schwer, nicht mit positiven Nachrichten aufzuwarten. Ob dies angesichts der gestiegenen Zinsen so bleibt, wird sich zeigen.
Welche Rolle spielt dabei die Fachpresse?
Hermann: Eine gute Fachpresse mit objektiven, interessanten Berichten hilft immer. Aufgrund der Nische in der wir uns bewegen, ist die Reichweite der Fachpresse leider auch nur begrenzt.
Knaak: Der Fachpresse kommt eine bedeutende Rolle dabei zu. Sie schafft eine differenzierte Berichterstattung und Auseinandersetzung mit Fachthemen, die für Produktgeber, Vertrieb und Kunden relevant sind. Das gilt natürlich auch für EXXECNEWS.