Im aktuellen Umfeld ist und bleibt es für institutionelle Investoren eine Herausforderung, im Portfolio die richtige Balance zwischen Chancen und Risiken und den richtigen Asset-Mix zu finden, um die Ertragsziele für Pensionäre, Betriebsrentner oder Stiftungsbegünstigte zu erreichen – sie behalten Kennzahlen wie Inflation und Wirtschaftswachstum fest im Blick. Ein Beitrag von Katja Müller, Chief Customer Officer, Universal Investment.
Seit Dezember 2011 analysieren wir das Spezialfondsvermögen, dass institutionelle Investoren auf der Fonds-Service-Plattform von Universal Investment aufgelegt haben. Zum Stichtag 30. Juni 2023 waren das rund 557 Milliarden Euro – fast zwölf Prozent mehr als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Die aggregierte Analyse realer Vermögenswerte ermöglicht ein genaueres Bild vom Anlageverhalten institutioneller Investoren als Umfragen oder Expertenmeinungen.
Immobilienmärkte im Umbruch
Zum Ende des ersten Quartals 2023 stieg das Bruttovermögen der Immobilienfonds um rund 0,5 Prozentpunkte auf 6,23 Prozent der Spezialfonds-Anlagen bei Universal Investment. Seit Bestehen des Geschäftsfeldes liegt das Transaktionsvolumen bei 39 Milliarden Euro.
Der Trend bei Immobilien-Anlagen in Spezialfonds geht zur stärkeren Streuung, was sich aktuell wieder auszahlt: Die Unterschiede bei Preisen, Mieten, Leerständen, Finanzierungskosten, Transaktionen und im konjunkturellen Umfeld sind gestiegen.
Im Jahresvergleich bleibt der Anteil von Anlagen im deutschen Heimatmarkt mit 43 Prozent in etwa gleich. Der Anteil im übrigen Europa sank um zwei Punkte auf 22 Prozent. Asiatische und australische Projekte mussten ebenfalls zwei Prozentpunkte abgeben auf nun acht Prozent. Nordamerika legt um vier Prozentpunkte zu auf 27 Prozent.
Büroinvestments liegen mit 35,8 Prozent nur leicht unter Vorjahresniveau. Handel und Gastronomie stiegen von 25 auf 30,5 Prozent, Wohnen stagniert bei 23,4 Prozent. Nischenmärkte wie Life-Science- und Tech-Immobilien sind im Kommen, setzen aber spezielle Expertise voraus. Die Vermietung von Büro- und Laborflächen verschafft Zugang zu den Erfolgsgeschichten von Biotechnologie, Medizintechnik und Pharmazie oder KI, Biosensorik, Patientenmonitoring, Haut-Scanning und anderen.
Negativ wirken sich die hohen Bau- und Finanzierungskosten aus, die das Volumen von Projektentwicklungen beeinträchtigen. Zudem belasten Engpässe bei Lieferketten und Personal die Immobilienbranche.
Alternative Investments weiterhin hoch im Kurs
Zum Ende des ersten Quartals 2023 waren mit 17,2 Prozent des Spezialfondsvermögens, rund 0,7 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr, über die breite Palette der Private Markets investiert: In Private Equity, Private Debt und Verbriefungsstrukturen. Eigenkapitalstrukturen wuchsen besonders stark und liegen bei 64 Prozent. Fremdkapitalstrukturen kommen auf 14 Prozent, Verbriefungen auf neun Prozent. Auch hier geht der Trend zu mehr Diversifizierung.
Weder bei der Zahl der Anfragen noch bei den Transaktionen gibt es aktuell einen Rückgang beim Interesse der Kunden zu beobachten. Neuanlagen zeigen einen Fokus auf Kern-Europa, Mid-Market Buyouts und stabile Segmente. Bei Private Debt sind Infrastrukturprojekte besonders gefragt, unter anderem Windkraftwerke.
Für die größten Veränderungen bei Private Markets sorgen der ESG-Fokus und die dazu gehörenden Regulierungen. Die Zunahme verlässlicher und vergleichbarer Daten für die Bewertung alternativer Investments steigert die Transparenz und fördert die weitere Entwicklung des Marktes.
Wieder mehr Anleihen in Spezial-fonds
Mit rund 211 Milliarden Euro sind 38 Prozent aller Spezialfonds in Anleihen investiert, fast ein Prozentpunkt mehr als im Jahresvergleich, befeuert nicht zuletzt durch Inflationssorgen. Unternehmensanleihen und Staatsanleihen halten sich mit 28 beziehungsweise 29 Prozent in etwa die Waage.
Während die Inflation in Europa sinkt, verharrt die Kerninflation weiter auf hohem Niveau. Die EZB dürfte damit das hohe Zinsniveau bis mindestens Mitte 2024 beibehalten und auch dann nur langsam absenken – ähnlich wie die Fed in den USA.
Favorisiert wurden vor allem als sicher eingestufte Titel wie Staatsanleihen mit gutem Rating und Investment-Grade-Unternehmensanleihen mit mittleren und längeren Laufzeiten sowie kurze geldmarktnahe Papiere. Kursverluste sitzen Fondsmanager weitgehend aus. Buchverluste schmerzen zwar, stellen bei Anleihen aber meist ein vorübergehendes Phänomen dar.
Aktienquote stagniert
Rund 23,4 Prozent aller Spezialfonds waren zum 30. Juni 2023 in Aktien angelegt, das entspricht weitgehend dem Vorjahresanteil. Zwar haben sich viele Aktienindizes gut entwickelt, doch die gestiegenen Zinsen erlauben eine Rückkehr ins Rentensegment. Spezialfonds können ihre Zielrenditen auch anders und weniger risikoreich erreichen.
Mit fast 18 Prozent bilden IT-Werte immer noch das stärkste Segment. Zusammen mit Communication Services liegt ihre Quote bei über 23 Prozent. Doch Investoren haben Klumpenrisiken im Blick, etwa, dass der MSCI World zu 70 Prozent aus US-Werten besteht, die wiederum zu einem Großteil IT-Titel sind.
Finanz- und Industriewerte liegen bei 12,9 beziehungsweise 12,3 Prozent. Bankaktien behaupten sich, sind im Vergleich zu der Zeit vor der Finanzkrise 2008 allerdings immer noch schwach gewichtet. Immobilienaktien machten per 30. Juni etwa fünf Prozent des Aktiensegments aus.
Wertentwicklung im Aufwind
Die Zinswende hat sich auf die Performance der Spezialfonds, etwa von Versorgungswerken, Betriebsrentenkassen, Pensionskassen oder Versicherungen, positiv ausgewirkt. Lag die durchschnittliche Wertentwicklung über ein Jahr im Juni 2022 noch bei minus drei Prozent, so tendiert sie jetzt mit 3,24 Prozent wieder im Plus. Im kurzfristigen Bereich gehörten Aktienanlagen zu den Treibern. Auf lange Sicht sorgten neben der Diversifikation alternative Investments für eine entsprechende Stabilität.

Als Chief Customer Officer verantwortet sie sowohl die Betreuung aller Kundengruppen als auch die Neukundengewinnung sowie Marketing & External Communications.
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