Scope: Nachhaltigkeitsfonds als Renditetreiber

Scope Analysis, das führende europäische Unternehmen zur Bewertung von Fonds und Asset Managern, hat aus den in Deutschland zugelassenen rund 12.000 Investmentfonds die Performance der nachhaltigen Aktienfonds genauer unter die Lupe genommen. Ergebnis: Langfristig schneiden diese besser ab als die übrigen.

„Die Zahl der nachhaltigen Investmentfonds wächst. Von den rund 12.000 Produkten, die in Deutschland per Ende Februar 2022 zum Vertrieb zugelassen sind, waren 3.572 als Artikel-8-Fonds und weitere 541 als Artikel-9-Fonds klassifiziert. Damit sind 33 Prozent der in Deutschland zugänglichen Investmentfonds nachhaltig ausgerichtet im Sinne der EU-Offenlegungsverordnung. Im Vergleich zum Stichtag 30. Juni 2021 hat sich die Zahl der nachhaltigen Portfolios um 1.392 erhöht“, schreibt Andre Härtel, Analyst bei Scope und einer der Autoren in der Analyse.
Die „Artikel-8-Fonds“, auch „hellgrüne Fonds“ genannt, sind nach der EU-Offenlegungsverordnung solche Finanzprodukte, die im besonderen Maße die ESG-Nachhaltigkeitskriterien Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung berücksichtigen. Die „dunkelgrünen Artikel-9-Fonds“ dagegen „verstehen sich als Impact-Fonds, die ein konkretes Nachhaltigkeitsziel verfolgen – beispielsweise die Reduktion von CO2-Emissionen oder die Förderung zukunftsfähiger Investitionen“, sagt Härtel.


In seiner Untersuchung legte Härtel besonderes Augenmerk auf diese dunkelgrünen Artikel-9-Fonds. Untersucht wurden die zwei wichtigsten Aktienfonds-Gruppen, solche die global oder in europäische Aktien investieren. Per Ende Februar 2022 befanden sich unter den 486 in europäische Aktien investierenden Fonds 53 Artikel-9-Fonds mit einem Vermögen von 19,9 Milliarden Euro und unter den 998 weltweit investierenden Aktienfonds 116 Artikel-9-Fonds mit einem Vermögen von 68,9 Milliarden Euro.


„Auf längere Sicht“, so Härtel, also über drei und fünf Jahre „schneiden Artikel-9-Fonds besser ab als die restlichen Fonds der beiden Vergleichsgruppen. Besonders deutlich ist der Vorsprung der Impact-Portfolios bei europäischen Aktien in den vergangenen drei Jahren. Sie legten um 9,75 Prozent per annum zu, während Fonds, die nicht Artikel 9 unterfallen, nur auf 8,26 Prozent kamen. Auch in der Kategorie ‚Aktien Welt‘ gewannen Artikel-9-Portfolios auf Dreijahressicht einen Prozentpunkt per annum mehr hinzu als die übrigen Produkte. Im Fünfjahreszeitraum fällt der Vorsprung etwas geringer aus.“ Auf kürzere Sicht, bei der Ein-Jahres-Performance, schneiden die Impact-Fonds dagegen schlechter ab als die übrigen. Sind also die dunkelgrünen Impact-Fonds renditeträchtiger als die „traditionell“ anlegenden Aktienfonds? Härtel gibt sich zurückhaltend und verweist auf die noch verhältnismäßig geringe Anzahl von Artikel-9-Fonds. Dadurch könnten schon einzelne Performance-Ausreißer erhebliche Auswirkung auf das Gesamtergebnis dieser Gruppe haben.


Einen entscheidenden Einfluss auf die Performance habe, so Härtel, die sektorale Allokation. So haben in den vergangenen zwölf Monaten traditionell anlegende Aktienfonds von den steigenden Preisen im Energiesektor profitiert, wohingegen Impact-Fonds die als wenig nachhaltig geltenden Öl- und Gasunternehmen eher meiden. „Der langfristigen Entwicklung von Impact- Fonds geholfen hat das Übergewicht der Sektoren Gesundheit, Technologie und Industrie. Mit einer Performance von fast 23 Prozent per annum auf Fünfjahressicht war vor allem die Technologiebranche das Zugpferd für die überdurchschnittliche Leistung dieser Fondsgruppe“, sagt Härtel. Auch hätten die unterschiedlichen Anlagestrategien hinsichtlich der jeweiligen Marktkapitalisierung der Unternehmen Auswirkung auf die Performance: Artikel-9-Fonds investierten stärker in Nebenwerte als die übrigen Produkte. Letztlich sind auch Unterschiede bei den verfolgten Investmentstilen zu erkennen: „Unter Artikel-9-Fonds ist eine Growth-Strategie weitaus stärker verbreitet als unter den übrigen Produkten“, meint Härtel: Weltweit anlegende Impact-Fonds hätten fast 40 Prozent ihres Vermögens in Wachstumstitel investiert, während dieser Anteil bei den sonstigen Portfolios nur bei 34 Prozent läge. „Auf der Value-Seite ist die Situation umgekehrt. Produkte, die Artikel 9 unter-fallen, halten deutlich weniger Substanztitel als die anderen Fonds: Im Mittel stecken nur 15 Prozent ihres Vermögens in Value-Aktien“, sagt Härtel. „Ein Beweis, dass Impact-Fonds prinzipiell Performance-Vorteile haben, lässt sich aufgrund der erhobenen Daten nicht führen. Dazu sind die Anzahl der nachhaltigen Fonds und der Betrachtungszeitraum noch zu klein“, zieht Härtel das Fazit: Es zeige sich aber, dass Artikel-9-Fonds langfristig in der Lage sind, die Konkurrenz zu übertreffen.

Gegründet wurde Scope Analysis im Jahr 2002 mit einem analytischen Schwerpunkt auf alternative Investmentfonds. Im Jahr 2016 erfolgte die Übernahme der Feri EuroRating Services, die seit rund 25 Jahren Investmentfonds analysiert. Neben klassischen Rating-Aktivitäten unterstützen die Scope Analysten institutionelle Investoren auch direkt bei der Auswahl und Selektion von Fonds und Asset Managern. Die hier dargestellte Scope-Analyse mit detaillierten Tabellen steht auf www.scopeanalysis.com zur Verfügung.

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