Wenn Banken bei der Finanzierung von Unternehmen zögern und die Kapitalbeschaffung über einen Börsengang in weiter Ferne ist, dann kommt privates Beteiligungskapital ins Spiel – Private Equity, angeboten von professionellen Investoren, von „Business Angels, von spezialisierten Beteiligungsunternehmen, Family Offices und von Private-Equity-Fonds: unternehmerisches Kapital für die technologische Weiterentwicklung der Volkswirtschaft.
„Private Equity“ ist als Gegensatz zum „Public Equity“ zu sehen, dem börsennotierten Kapital, wie Frank Hüther, BVK-Vorstandssprecher, in dieser Ausgabe erläutert. Das Besondere bei Private Equity: Es handelt sich um Wagniskapital, Venture Capital, vom Seed Capital, der Anfangsfinanzierung von Start-ups, bis hin zum Buy-Out etablierter Unternehmen, wie Michael B. Obermeier von BVF Early Invest in seinem Artikel beschreibt. Gerade junge Unternehmen mit innovativen und zukunftsträchtigen Geschäftsideen sind auf Private Equity, auf Venture Capital angewiesen. Letztes Jahr flossen in Deutschland knapp vier Milliarden Euro als Venture Capital in Unternehmen, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Insgesamt rund 600 Start-ups und junge Unternehmen und damit 61 Prozent aller im Jahresverlauf mit Beteiligungskapital finanzierten Unternehmen erhielten damit Venture Capital.
Investitionen in unternehmerische Start-ups sind Risiko-Investments, tragbar für kapitalkräftige Investoren, nicht aber unbedingt für private Kapitalanleger. Privatanleger können über Private-Equity-Fonds auch mit nur geringem Kapitaleinsatz durchaus zweistellige Renditen erzielen –risikogestreut durch indirekte Investments in Zielfonds und damit in hunderte Unternehmen verschiedener Branchen und Länder, wie Nico Auel von der Münchner RWB-Gruppe betont. „Fonds bieten neben professionellen und semiprofessionellen Anlegern gute Anlagemöglichkeiten gerade auch für Privatanleger. Sie machen es möglich, dass privates Kapital für Investitionen mobilisiert wird“, betonte letztes Jahr der Bundestagsabgeordnete Fritz Güntzler, als im Bundestag über das Fondsstandortgesetz beraten wurde.
Nicht jedes Private-Equity-Investment kann so erfolgreich werden wie das in BioNTech, dem Hersteller des Corona-Impfstoffes: 2008 gründete Uğur Şahin das Unternehmen mit Venture Capital von Andreas und Thomas Strüngmann, den Gründern des Pharmaunternehmens Hexal, Helmut Jeggle, heute BioNTech-Aufsichtsratsvorsitzender, und Michael Motschmann mit seinen MIG-Private-Equity-Fonds. Diese MIG-Fonds schütteten zwischenzeitlich rund 600 Millionen Euro an ihre Privatanleger aus. Und das ehemalige Start-up BioNTech berichtet für 2021 einen Umsatz von knapp 19 Milliarden Euro und einen Gewinn von knapp 10,3 Milliarden Euro.Sicherlich ein Einzelfall. Insgesamt können sich aber Private-Equity-Fonds über die letzten Jahre mit Renditen von durchschnittlich 20 Prozent durchaus sehen lassen. Das ermittelte der europäische Private-Equity-Branchenverband Invest Europe.