Für das aktuelle und prognostizierte Kapitalmarktumfeld, das insbesondere von einem höheren Inflationsniveau, steigenden Zinsen und nachlassender wirtschaftlicher Dynamik gekennzeichnet ist, stellt der Asset Manager Bantleon im Rahmen einer Beitragsreihe alternative Aktienstrategien und Wertsicherungsstrategien für institutionelle Anleger vor. Wie funktionieren die Strategien, wie haben sie sich in einem vergleichbaren Umfeld geschlagen, warum sind sie gerade jetzt zu empfehlen?
Teil 3 der Reihe beschäftigt sich mit Stärken und Schwächen von Wertsicherungsstrategien.
Wenn es um wertgesicherte Portfolios geht, die im Idealfall genauso gute Ergebnisse wie konventionelle Anlagestrategien liefern, dann wird oft Kritik an der vermeintlich unterdurchschnittlichen Performance laut. Denn – so die Kritiker – Absicherungen würden meist zu ungünstigen Zeiten erfolgen und dadurch eine Partizipation an der auf einen Ausverkauf folgenden Erholung verhindern. In Zeiten stetig steigender Finanzmärkte mit nur kurzzeitigen Rücksetzern war diese Kritik durchaus berechtigt. Daher lohnt sich ein Blick auf die Ursachen und Lösungsansätze.
Dynamische Wertsicherungsstrategien im Fokus
Diversifikation ist der naheliegendste Weg, Portfolios gegen Verluste zu sichern. Investitionen werden über Anlageklassen gestreut, und Anlegern ist bewusst, dass für jede erfolgreiche Investition auch ein gewisser Anlagehorizont Voraussetzung ist. Institutionellen Portfolios mit einer Vielzahl von Anlageklassen und Einzeltiteln fehlt jedoch oft aus verschiedenen Gründen dieser Anlagehorizont. Daher sind dynamische Wertsicherungsstrategien, die in negativen Marktphasen das Kapital bewahren und in positiven Phasen möglichst stark an den Kursbewegungen partizipieren, trotz aller Kritik eine geeignete Lösung – insbesondere im aktuellen Kapitalmarktumfeld mit hohen Volatilitäten. In der Regel gibt ein Investor die Rahmenbedingungen für sein Portfolio vor: Risikobudget, Anlagegrenzen und Anlagehorizont. Je nach Abstand des Portfoliowertes zu seiner Wertuntergrenze erhöht oder verringert sich das Risikobudget. Die Herausforderung für den Manager besteht darin, die Allokation im Portfolio zu optimieren und dadurch in erster Linie ein Unterschreiten der Wertuntergrenze zu vermeiden. An zweiter Stelle steht das Erzielen einer positiven Wertentwicklung – am besten genauso gut wie die jeweilige Marktentwicklung. Wird das Risikobudget knapp beziehungsweise nahezu aufgebraucht, so folgt daraus ein sukzessiver Risikoabbau: Anlagen werden verkauft, abgesichert und in Geldmarktpapiere oder Liquidität umgeschichtet. Die Wertuntergrenze wird dadurch eingehalten, aber gleichzeitig ist keine Partizipation mehr an einer folgenden Markterholung möglich. Daher sollte sich jeder Anleger der Wirkung der genannten Stellschrauben auf sein Portfolio bewusst sein.
Risikobudget ausreichend bemessen und Rahmenbedingungen flexibel gestalten
So ist die Striktheit der Wertuntergrenze von entscheidender Bedeutung. Muss sie mit allen Mitteln verteidigt werden, was erhöhte Absicherungskosten mit sich bringt, oder reicht eine Minderung des Rückschlagrisikos aus? Letzteres ist mit weniger Transaktionskosten verbunden und erleichtert den Wiedereinstieg in den Investitionszyklus. Ebenso ist die Frage, ob bestimmte Anlagesegmente überhaupt gesichert werden müssen, eine Überlegung wert. Beispielsweise kurz laufende Pfandbriefe und Unternehmensanleihen können von einer expliziten Sicherung ausgenommen werden, wenn kurzfristige Wertschwankungen in diesem Bereich vertretbar sind. Das zur Verfügung gestellte Risikobudget hat maßgeblichen Einfluss auf das Anlageergebnis. Wird es zu knapp bemessen, reichen bereits geringe Marktschwankungen aus, um den weiteren Erfolg zu gefährden. Ist reichlich Budget vorhanden, so können Rückschläge ohne Eingriffe abgefedert oder zusätzliche Risikopositionen aufgebaut werden. Beides wirkt sich positiv auf den mittelfristigen Ertrag des Portfolios aus. Generell ist eine zu zögerliche Risikoausweitung in positiven Marktphasen neben zu restriktiv gestalteten Rahmenbedingungen ein Hauptgrund für die dann zu Recht kritisierte enttäuschende Partizipation wertgesicherter Portfolios.
Grundlagen für den Anlageerfolg
Da sich das Anlagerisiko des wertgesicherten Portfolios am vorhandenen Risikobudget orientiert, darf es nur so hoch sein, dass genug Zeit bleibt, innerhalb der festgelegten Umschichtungsperiode zu reagieren. Im Extremfall heißt das: Welchen Rückschlag in der Risikoanlage kann das Portfolio über Nacht aushalten, ohne unter die Verlustgrenze zu fallen? Somit besteht die stetige Herausforderung für den Manager darin, das Anlagerisiko der Investitionen so zu quantifizieren, dass die Verlustgrenze nicht unterschritten und gleichzeitig auch keine Rendite verschenkt wird. Idealerweise kann so auch eine starke Partizipation in positiven Marktphasen erzielt werden.
Als Beispiel sei das Pandemie-Jahr 2020 genannt: Illiquidität in vielen Marktsegmenten bei gleichzeitig extremen Kursverlusten an den Aktienmärkten prägten damals das Umfeld. Das sprichwörtliche Übernachtrisiko trat von Mitte Februar bis Mitte März 2020 mehrmals hintereinander ein, als sich die schlechten Nachrichten zur Entwicklung der Pandemie überschlugen. Eurostoxx50 und DAX brachen innerhalb von nur drei Wochen um weit mehr als 30 Prozent ein, während sich die Risikoprämien von Investment-Grade-Unternehmensanleihen mehr als verdoppelten. Gleichzeitig versagten die sicheren Häfen Gold und deutsche Bundesanleihen, deren geringe positive Erträge nicht ausreichten, um die Verluste aus den Risikoanlagen zu kompensieren. Als entscheidend für die Verlustbegrenzung erwies sich in jenen Wochen ein konsequentes Risikomanagement. Dazu zählten eine konservative Risikoschätzung für alle Assets sowie die Berücksichtigung zusätzlicher Risikoreserven für Illiquidität und operationelle Risiken. Als die Kurse ab April 2020 nach oben drehten, verfügten wertgesicherte Portfolios noch über Reserven für den Wiedereinstieg. Viele Marktakteure verpassten dagegen die Rallye – aufgrund einer viel zu spät eingenommenen defensiven Ausrichtung oder weil durch Buy-and-hold-Strategien selbst üppigste Risikobudgets aufgebraucht waren.
Aktives Management als entscheidende Performancequelle
Wertsicherung allein reicht aber nicht aus, um die Bedürfnisse institutioneller Anleger zu erfüllen. Vielmehr bedarf es dazu einer aktiven Portfoliobewirtschaftung, denn erfolgreiche Allokationssignale helfen, knappe Risikobudgets gewinnbringend einzusetzen. Der oft kritisierte Nachteil von zu zyklisch agierenden Wertsicherungsansätzen wird so gemildert. Dies wurde 2022 deutlich: Wer in Erwartung steigender Zinsen und anziehender Inflation bereits am Jahresanfang defensiv ausgerichtet war – niedriges Zinsänderungsrisiko über eine stark verkürzte Duration und Beimischung inflationsindexierter Anleihen – wurde von den Kursverlusten an den Anleihenmärkten weit weniger getroffen. Investoren mit Wertsicherung konnten so ihre Risikobudgets für die zweite Jahreshälfte bewahren. Auch in den kommenden Jahren dürften Wertsicherungsstrategien für institutionelle Investoren interessant bleiben, denn Inflation, geopolitische Krisen und trübe Konjunkturaussichten werden künftig zu extremen Marktschwankungen führen, die ein aktives Management sowohl des Risikos als auch der Asset Allokation erfordern. Auf Wege zur Verbesserung des Ertragsprofils wertgesicherter Mandate gehen wir in einem zweiten Artikel zu diesem Thema ein.

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