Investoren wollen mit ihrem Kapital nicht nur eine marktgerechte Rendite, sondern auch eine nachhaltige Wirkung erzielen. Das Angebot an nachhaltigen Fonds wächst schnell. Aber nicht alle Angebote halten ihr Wirkungsversprechen. Auch neue Gesetzeswerke, wie die Offenlegungsverordnung schützen nicht vor Enttäuschung. Da hilft nur die vollständige Ausrichtung des gesamten Unternehmens und aller Entscheidungen auf einen Ansatz, der die Wirkung ebenso priorisiert wie die Perfomance.
EXXECNEWS INSTITUTIONAL befragt Karsten Kührlings – Geschäftsführer der GLS Investment, wie sein Unternehmen das anpackt.
Was ist Impact Investing für die GLS Investments?
Als Tochtergesellschaft der GLS Bank, die seit ihrer Gründung im Jahr 1974 nur nachhaltig investiert hat, haben wir den Anspruch, mit unseren Investitionen einen sozialen und ökologischen Mehrwert zu schaffen. Geld wollen wir dorthin lenken, wo es tatsächlich gebraucht wird. Das ist fest in unserem Leitbild verankert. Diese Herangehensweise ist auch kompatibel mit der Impact-Definition des führenden Netzwerks für Impact Investing weltweit – Global Impact Investing Network (GIIN). Das Netzwerk versteht darunter eine Investition, die einen messbaren sozialen oder ökologischen Mehrwert neben der finanziellen Rendite beabsichtigt.
Wie setzen Sie dies in der Praxis um?
Wir haben ein positives Bild einer künftigen Gesellschaft formuliert. Es geht um eine umfassende sozial-ökologische Transformation. Es wäre für uns beispielsweise undenkbar, in alle Titel des MSCI World zu investieren.
Stattdessen haben wir zukunftsweisende sozial-ökologische Geschäftsfelder definiert. Wir investieren in Erneuerbare Energien, fördern nachhaltiges Wohnen, Bildung und Kultur, Ernährung, Soziales und Gesundheit oder nachhaltige Mobilität wie Fahrradhersteller oder Schienenverkehrsunternehmen. Zugleich schließen wir Investitionen in Atomkraft oder Waffen konsequent aus. Transparent informieren wir unsere Investoren in öffentlich zugänglichen Anlage- und Finanzierungsgrundsätzen über unser Handeln und unsere Investitionen.
In welchen Ihrer Fonds steckt besondersviel Impact?
Das ist in der Praxis eine sehr knifflige Frage. Wir tragen grundsätzlich auf drei Wegen als Investor dazu bei, dass unsere Investitionen eine Wirkung erzielen. Das nennen wir Investor Impact.
Zum einen setzen wir Signale. Wir berichten in Investitionsberichten über alle unsere Investitionen. Anleger, aber auch andere Fondsanbieter können lesen, welche Titel es durch unseren strengen Auswahlprozess geschafft haben. Andere könnten unseren Beispiel folgen und auch darin investieren. Das könnte die Kapitalkosten solcher Unternehmen positiv beeinflussen – dies wäre als Folge ein Company Impact.
Ebenfalls stellen wir Unternehmen direkt Kapital für nachhaltige Projekte oder Mikrofinanzinstitute bereit. Geld fließt also beispielsweise an Menschen, die dadurch am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Auch bewegen wir im direkten Dialog Unternehmen dazu, ihr Geschäftsmodell nachhaltiger aufzustellen. Es gibt also drei unterschiedliche Wirkhebel.
Heißt das, Impact unterscheidet sich von Assetklasse zu Assetklasse?
In der Tat. Bei Kapitalmarktfonds lohnt es sich für uns mehr, mit Unternehmen zu sprechen, da wir die Aktien oder Anleihen ja meist über die Börse, dem so genannten Sekundärmarkt, kaufen. Aber wir wollen auch, dass unsere Fondsgelder direkt in das Unternehmen fließen. Am Primärmarkt stellen wir Unternehmen über Aktien und Anleihen Kapital zur Verfügung, ebenso vergeben wir Darlehen an Mikrofinanzinstitute. Wir sind nun in Überlegungen, eine Stufe weiter zu gehen und unseren Impact, vor allem in den Private Markets, zu erhöhen. Dort wollen wir unseren Investoren umfassend geprüfte Investitionschancen mit messbarer Wirkung eröffnen.
Was heißt Messbarkeit für Sie?
Zuerst heißt es für uns, demütig und ehrlich zu sein und keine falschen Versprechungen zu machen, um Anleger nicht zu verwirren. Die tatsächliche realwirtschaftliche Wirkung unserer Investitionen zu messen, ist hochkomplex. In Bezug auf Messmethoden steckt die gesamte Finanzbranche noch in den Kinderschuhen. Wir veröffentlichen beim Mikrofinanzfonds, wie viele Menschen wir mit unseren Darlehen oder Weiterbildungsmaßnahmen erreicht haben. Ebenfalls berichten wir, über welche Themen wir mit Unternehmen im Dialog standen und welche gemeinnützigen Projekte wir mit den Fonds unterstützen.
Wird Ihnen künftig der Gesetzgeber mit Artikel 9 helfen?
Wir haben die regulatorische Entwicklung sehr genau geprüft und begrüßen die höhere geforderte Transparenz. Bisher stellen sich jedoch noch viele Fragen, wie wir die Regeln genau umsetzen können. Aus unserer Sicht mangelt es dabei an einem einheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis. De facto kann heute jeder Titel im MSCI World als nachhaltig eingestuft werden. Es gibt entsprechende Untersuchungen, die genau dies belegen. Das ist aus unserer Sicht nicht im Sinn der Verordnung. Artikel 9 ist daher aktuell sicherlich kein Gütezeichen. Mit Hochdruck versucht der Gesetzgeber zwar nachzubessern, aber die gesetzlichen Vorgaben sind aktuell häufig leider mehr Stolperstein als Hilfe. Daher agieren wir vorsichtig.
Zusammengefasst: Welchen Stellenwert hat Impact für die GLS Investments?
Wir nehmen Impact Investing ernst. Wirkung braucht stets ein positives Zukunftsbild. Als etabliertes Nachhaltigkeitshaus haben wir es leichter, ein solches Bild für alle unsere Handlungen zu definieren als die Häuser, die sich erst seit kurzem mit dem Thema befassen. Wir wollen für die Wirkung Verantwortung übernehmen und vorbildlich und transparent handeln. Aber wir lassen uns vom Gesetzgeber nicht treiben. Denn ein Artikel 9-Fonds ist Stand heute nicht zwangsläufig ein Impact-Fonds und bietet keinen hundertprozentigen-Schutz gegen Greenwashing.

Geschäftsführer,
GLS Investment Management GmbH