Institutionelle Anleger suchen nach Direktinvestments, die regulatorische Spielräume erlauben

EXXECNEWS INSTITUTIONAL (ENI) hat eine Befragung zum Thema Erneuerbare Energien durchgeführt. Vom 13. Januar 2022 bis zum 8. Februar 2022 wurden 103 deutsche institutionelle Investoren befragt. Die Befragten repräsentieren ein gesamtes Anlagevolumen von mehr als 340 Milliarden Euro. ENI interviewte hierzu Philipp Andrews, Senior Director für institutionelle Kunden bei hep.

ENI: Wir haben im Februar institutionelle Kapitalanleger zu ihren Investments und ihren Investmentplänen im Bereich Erneuerbare Energie befragt. In Summe deckt die Umfrage Kapitalanlagen mit einem Volumen von 340 Milliarden Euro ab. Knapp 60 Prozent der Anleger gaben an, dass sie bereits direkt in einzelne Anlagen und Parks investiert sind. Überrascht Sie diese hohe Zahl?

Andrews: Historisch gesehen nicht, doch die Strukturen befinden sich im Umbruch. Erneuerbare Energieanlagen sind prädestiniert für Direkt-investments. Denn einmal errichtet, ist ein Solarpark relativ wartungsarm. Das hat bereits vor 10 bis 15 Jahren für direkte Investitionen gesprochen. Auch besaßen die damals errichteten Anlagen überschaubare Dimensionen. Derzeit ändert sich das und damit auch das Verhalten der Investoren. Anlagen werden größer. Mit Leistungen von 100 Megawatt und mehr sind Projekte bereits auf Grund des Kapitaleinsatzes für die meisten Anleger nicht mehr als Direktinvestment darstellbar.

ENI: Die überwältigende Mehrheit der Anleger hält Photovoltaik für die perspektivisch attraktivste Energiequelle. Wie beurteilen Sie diese Einschätzung?

Andrews: Nicht nur perspektivisch! Solarenergie ist heute schon die wichtigste regenerative Energiequelle. Die Gestehungskosten sind mit Abstand am geringsten, die Kosteneffizienz ist ausgezeichnet. Solarenergie ist schnell und flexibel einsetzbar und die Technik besitzt eine hohe Lebensdauer. Die älteste arbeitende Photovoltaik-Anlage Deutschlands läuft seit 40 Jahren. Die Module auf dem Dach des Energielabors der Universität Oldenburg sind sogar schon 46 Jahren alt. Ihre Nennleistung betrug 1976 immerhin 10,3 Watt und hat bis heute kaum an Leistung eingebüßt. Die Solarbranche kalkuliert mit 85 Prozent der ursprünglichen Leistung einer Anlage nach 35 Jahren Betrieb. Ein wenig Wartung, regelmäßig Wechselrichter austauschen und Anleger haben lange Zeit viel Freude an ihrem Investment. Die Überlegenheit von Solarenergie haben wir von hep sehr früh gesehen. Denn die Fakten aus Technik und Anwendbarkeit sprechen für sich. Daher richten wir unseren Fokus voll und ganz auf den Ausbau von Photovoltaik. Heute und in Zukunft.

ENI: In der Befragung gaben knapp 60 Prozent der Investoren an, dass Sie die Emerging Markets für perspektivisch am interessantesten halten. Mit knapp 44 Prozent folgt Nordamerika. Würden Sie einem Investor ein Investment in den Emerging Markets empfehlen?

Andrews: In unseren Augen sind die Emerging Markets sehr interessant. Wird der Ausbau von Solarenergie hier forciert, besitzen Anleger einen enormen Hebel – insbesondere vor dem Hintergrund von Impact Investments. Wir selbst fördern ein Bildungsprojekt in Burkina Faso – ausgestattet natürlich mit einer PV-Anlage –, das für uns jedoch nicht in erster Linie Invest ist, sondern vor allem auch ein Beitrag unserer unternehmerischen Verantwortung zur globalen Nachhaltigkeit auf sozialem und gesellschaftlichem Gebiet. Der Nutzen, der hier mit wenig Mitteln entsteht, ist enorm. Und dennoch darf ein Investor die Länderrisiken nicht außer Acht lassen. Wir sehen Emerging Markets daher als ergänzende Anlage. Es muss ja nicht zwingend ein Eigenkapitalinvestment sein.

Der für Institutionelle spannendste Markt ist Nordamerika. In den USA und in Kanada beobachten wir eine Dynamik, wie man sie sie sonst nur von China oder Indien kennt. Der große Vorteil der USA ist die relativ unkomplizierte Verfügbarkeit von großen zusammenhängenden Flächen. Auf der Höhe von Nordafrika gelegen, besitzt der Süden sehr starke Einstrahlungswerte. Hinzu kommt: Die USA bewegen sich, was künftige Einnahmen aus der Stromproduktion angeht, derzeit noch am unteren Ende der Skala. Während in Deutschland Unternehmen Strom für rund 28 ct die kWh kaufen, liegen die USA bei circa 14 ct pro kWh. Da gibt es noch viel Luft nach oben und große Chancen für Anleger. Dieses Potenzial haben wir früh erkannt und uns rund 5 GWp an Projekten gesichert, die sich in unterschiedlichen Stadien befinden. Das ist ein echter Vorteil für uns und unsere Investoren. Sie genießen die Sicherheit, dass wir ihr Kapital auch abrufen können.

ENI: Auch wenn rund drei Viertel aller befragten Anleger angaben, in diesem Jahr in Erneuerbare Energie zu investieren, so sehen doch gerade die regulierten Anleger die Anlagegrenzen als eine der größten Herausforderungen an. Muss die Branche hier reagieren?

Andrews: Unbedingt! Das gilt nicht nur für Erneuerbare Energien. Kaum ein regulierter Anleger besitzt heute noch Beinfreiheit. Die lange Niedrigzinsphase hat Investoren in riskantere Anlageklassen getrieben: Immobilien, Private Equity, Private Debt und gelistete Aktien oder Anleihen mit entsprechenden Kreditrisiken. Das sind mit Ausnahme der Immobilien allesamt Anlagen, die Investoren bei Solvency I mit einer 35-prozentigen Risikokapitalanlage-Quote belasten und bei Solvency II sehr viel Solvenz-kapital von Anlegern binden. Die Risikokapitalanlage ist voll, genau wie die Immobilienquote. Eine Re-Allokation ist nicht ohne weiteres möglich: Alternative Assets verfügen über größtenteils geringe Fungibilität – das liegt in der Natur der Sache.

Die einzigen Anlagen, die Investoren umschichten können, sind Aktien. Doch es gibt noch eine andere, in unseren Augen attraktivere Alternative: hep ermöglicht gemeinsam mit einer renommierten Kanzlei den Zugang zum aktuell in der Zeichnung befindlichen Fonds mittelbar über eine Anleihe. Diese erhält eine Notiz an einem geregelten Markt, zählt somit nicht zu den Risikokapitalanlagen und wird den Schuldverschreibungen zugeordnet. Auch für Solvency II-Anleger kann diese Art der Beteiligung Solvenzkapital sparen. Sehr gute Aussichten für Anleger also, um ihren Teil zur Energiewende beizutragen. Heute und in Zukunft sehen wir bei hep uns und unsere Investoren hervorragend positioniert. Dafür haben wir uns seit 2008 strategisch exzellent aufgestellt: Rund die Hälfte unserer 180 Mitarbeiter arbeitet in den Investitionsländern vor Ort in Tochterunternehmen und Niederlassungen. So sind wir für Anleger immer extrem nah am Asset.

Philip Andrews in blauem Anzug zum Thema Direktinvestitionen
Philipp Andrews

Philipp Andrews ist Senior Director für institutionelle Kunden bei hep. Hep ist ein Partner für alles, was Sonnenenergie ist. Seit 2008 entwicket, baut, betreibt und finanziert das Unternehmen weltweit Solarparks. Die entwickelten Photovoltaik-Großanlagen haben eine Kapazität von rund 1.300 MWp. Mit 170 Mitarbeitern in Niederlassungen in Deutschland, Japan und den USA betreibt das Unternehmen 18 eigene Solarprojekte. Die aktive Pipeline für zukünftige Vorhaben fasst gut 5.300 MWp (Stand: Januar 2022).

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