ESG erobert die ETF-Welt

Thomas Wiedenmann in Anzug und Krawatte zu dem Thema ESG

Viele Investoren arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, die ESG-Bilanz ihrer Portfolios zu verbessern. Im Fokus stehen dabei meist mehrere Motive – darunter die Anforderung, die immer anspruchsvollere Regulatorik einzuhalten, ESG- und Klimarisiken in den Portfolios zu reduzieren, die mit dem Thema Nachhaltigkeit verbundenen Zukunftschancen zu nutzen und individuelle Wertvorstellungen sowie die Erwartungen von Begünstigen zu berücksichtigen.

Entgegen der landläufigen Meinung lässt sich ESG gleichermaßen mit Indexinvestments wie mit aktiven Strategien umsetzen, was sich auch in den entsprechenden ESG-ETF-Mittelzuflüssen widerspiegelt. So sind ESG-ETFs 2021 europaweit rund 85 Milliarden Euro zugeflossen. Das heißt, annähernd jeder zweite neu in Europa angelegte Euro wurde in ESG-ETFs investiert1. Bei Amundi war der Anteil mit 90 Prozent sogar noch deutlich höher. Wir erwarten, dass dieser Trend weiter anhalten sollte.

Viele Wege führen zu mehr Nachhaltigkeit

Nachhaltige Anlagestrategien werden nach wie vor intensiv diskutiert. Dies liegt auch daran, dass ESG ein vielschichtiges und stark durch individuelle Wertvorstellungen geprägtes Thema ist. Entsprechend unterschiedlich sind die Schwerpunkte bei der konkreten Umsetzung. So präferieren einige Investoren Ansätze mit Fokus auf Unternehmen mit einer aktuell guten ESG-Bilanz und guten ESG-Ratings. Andere richten ihre Anlagen an einem messbaren Impact aus. Und wieder andere setzen auf Improver, also Firmen auch aus „schwierigen“ Branchen, die sich auf einem guten Pfad befinden. Auch das gezielte Investment in neue ESG-Technologien kann ein gangbarer Weg sein. Kurz: Die Spannweite, wie das Thema ESG diskutiert und umgesetzt wird, ist groß.

Es gibt keine Universallösung

Wir sind davon überzeugt, dass Indexprodukte voll und ganz mit ESG vereinbar sind und dass diese eine Schlüsselrolle bei der nachhaltigen Kapitalanlage spielen werden. Da es keine Strategie gibt, die die Ansprüche aller Investoren gleichzeitig erfüllt, setzt Amundi auf ein breit gefächertes ESG-ETF-Angebot mit verschiedenen Indexmethoden und unterschiedlichen Intensitäten von ESG-Integration. So gibt es beispielsweise ETF-Anleger, die relativ nah an klassischen Indizes mit einem geringen Tracking Error im Vergleich zum Standardindex investieren wollen. Andere möchten die Messlatte höher legen, mehr Titel und allenfalls auch Branchen ausschließen sowie höhere ESG-Ratings verlangen. Stark in den Fokus sind in letzter Zeit auch Klima-ETFs gerückt, die den EU-Klimaindexstandards entsprechen, um den Treibhausgasausstoß gemäß dem Pariser Klimaabkommen von 2015 zu reduzieren. Ein weiterer Weg ist ein Themenansatz, beispielsweise mit dem Fokus auf regenerative Energien, Elektromobilität und Wasser.
Die Vielfalt der Anlegerbedürfnisse spiegelt sich in einem sehr breiten Angebot an ESG-Indizes wider. Folglich gibt es heute für annähernd jedes Bedürfnis einen passenden Index. Die Aufgabe von Asset Managern ist es, Investoren die Anlagelösung zu bieten, die ihren Bedürfnissen am besten entspricht. Wichtig ist dabei, Investoren zu sensibilisieren, was sich genau hinter den Indizes verbirg und zu verstehen, welche ESG-Daten bei der Indexkonstruktion zugrunde gelegt werden.

ESG nimmt auch auf der Bond-Seite Fahrt auf

Institutionelle Investoren haben ESG-Strategien lange vor allem auf der Aktienseite umgesetzt. In den letzten Jahren sind jedoch auch Bond-ESG-ETF-Strategien stärker in den Fokus gerückt. So entfielen 2021 rund 50 Prozent der Zuflüsse auf der Bond-Seite auf ESG-Produkte. 2022 waren es sogar 60 Prozent. Ein Beispiel sind Green-Bond-ETFs, mit denen Anleger in konkrete Umweltprojekte investieren können. Green Bonds bieten Anlegern mehr Gewissheit über die Auswirkungen, die sie mit ihren Anleiheinvestitionen erzielen. Dies unter anderem dank der Regeln für Green Bonds zur Erlösverwendung und dem Reporting zu den finanzierten Projekten.

Engagement und Abstimmungsverhalten: unterschätzte Einflussmöglichkeiten

Investoren sollten nicht nur auf die Wahl des passenden Indexes achten. Sie sollten auch prüfen, ob der Asset Manager seiner Verantwortung in puncto Engagement und Abstimmungsverhalten gerecht wird. Grundsätzlich haben Indexinvestoren nämlich die gleichen Aktionärsrechte wie aktive Investoren. Als verantwortungsbewusster Vermögensverwalter gilt es daher, die Stimmrechte auszuüben, eine klar formulierte Abstimmungspolitik festzulegen und das Abstimmungsverhalten offenzulegen. Die Ausübung von Stimmrechten ist ein wirksames Instrument, um Unternehmen dazu zu bewegen, einen Nachhaltigkeitsfahrplan und eine Klimastrategie festzulegen – und dies gilt auch bei ETFs.
Neben den Informationen zum Abstimmungsverhalten durch den Asset Manager selbst lohnt sich auch ein Blick auf Untersuchungen unabhängiger Marktbeobachter. So hat die Nichtregierungsorganisation Share Action für den „Voting Matters Report 2021“ die Voten von 65 global führenden Asset Managern analysiert (siehe Grafik).

Neben einem verantwortungsbewussten Abstimmungsverhalten kann ein aktives Engagement oft ein noch schärferes Schwert sein, um ESG- und Klimathemen voranzubringen. Amundi verfolgt daher bereits seit der Unternehmensgründung eine aktive Engagement-Politik und ist 2021 mit 547 Unternehmen weltweit in einen vertieften Dialog zu ESG- und Klima-Themen eingestiegen. Im Einklang mit dem Amundi- ESG-Plan 2025 soll dieses Engagement deutlich ausgedehnt werden. Dann sollen beispielsweise weitere 1.000 Unternehmen aufgefordert werden, ihre Strategien zur Verringerung von Treibhausgasemissionen im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen festzulegen und diese zu beschleunigen.

Thomas Wiedenmann ist Leiter von Amundi ETF, Indexing & Smart Beta Sales in Deutschland, Österreich und Osteuropa. Amundi ist mit einem verwalteten Vermögen von mehr als zwei Billionen Euro der größte europäische Vermögensverwalter. Nachhaltigkeit ist seit der Unternehmensgründung ein Strategiepfeiler. Als PRI-Gründungsmitglied verfolgt Amundi das Ziel, die Transformation zur ESG-Transformation über verschiedene Hebel voranzutreiben. Amundi verwaltet 834 Milliarden Euro in nachhaltigen Strategien. (Zahlen Stand 31.03.2022) Amundi ETF, Indexing & Smart Beta ist eine strategische Geschäftseinheit von Amundi und verwaltet ein Vermögen von mehr als 310 Milliarden Euro (31.12.2021).
www.amundi.de

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