Kompetenz, Erfahrung, Background und Persönlichkeit der Führungskräfte eines Emittenten sind entscheidende Faktoren, die auch den Erfolg einer Emission determinieren. Seit Einführung des KAGB stehen deshalb Informationen über das Management im Zentrum des Anlegerinteresses.
EXXECNEWS führte ein Interview mit Oliver Quentin. Bereits seit März 2022 ist er Leiter Konzeption und Strukturierung der One Group in Hamburg und wurde im Februar 2023 zusätzlich als ihr weiterer Geschäftsführer berufen. Das Gespräch führte Herausgeber Dr. Dieter E. Jansen.
EXXECNEWS: Herr Quentin, Sie sind Volljurist und mit der Aufgabe betraut, das Potenzial der One Group als Anbieter von Anlageobjekten für das Publikum auszuweiten und zu ergänzen.
Oliver Quentin: Das stimmt. Ich bin mit der Entwicklung, Konzeption und Strukturierung neuer Anlageideen befasst.
Was zeichnet Sie für diese sehr anspruchsvollen Aufgaben aus?
Quentin: Ich habe meine Karriere noch zu Zeiten begonnen, in denen es im Prinzip nur das IDW S4-Gutachten gab[Prospekt-Prüfungsgutachten nach den Standards des Instituts der Wirtschaftsprüfer, geprüft werden Anlageprospekte unter anderem auf Unplausibilitäten]. Seitdem hat sich viel verändert. Finanzprodukte sind komplexer und vor allem von der konzeptionellen und aufsichtsrechtlichen Seite her anspruchsvoller geworden. Ich habe diese Entwicklungen überwiegend rechtsberatend begleitet – darunter häufig, aber nicht ausschließlich, die Geschlossenen Fonds. Über diese Jahre hat sich ein Erfahrungsschatz und juristische Kompetenz in den verschiedensten Assetklassen gebildet. Durch diese Expertise bin ich bei der One Group genau in der Position, um meine Strukturierungskompetenz zu zeigen und einzusetzen.
Sehen Sie sich eher als besonders kompetent im Juristischen oder wenn es um Assetklassen geht?
Quentin: Ich bezeichne die Aufgaben, die ich bewältigen werde, als geforderte Strukturierungskompetenz im Sinne von der Entwicklung von Produktmänteln. Das ist die Kombination von rechtlichen Aspekten und Sachwertaufgaben.
Derzeit liegt im Zentrum der Anlagevorschläge Ihres Hauses der Immobilienbereich. Ihr breites Erfahrungsprofil wird dabei nicht komplett gefordert.
Quentin: Immobilien sind Favoriten unserer Angebote. Wobei ich alle Facetten dieses Assets durch unseren österreichischen Mutterkonzerns Soravia zur Verfügung habe. Dieser denkt die Immobilien 360 Grad. Das bedeutet, sie haben die ganze Palette an Immobilienwertschöpfung rund um die Immobilie: Die klassische Projektentwicklung, Manage-to-Green-Ansätze, das breite Spektrum von immobiliennahen Dienstleistungen und eben das enorme Netzwerk zu Nischensegmenten im Immobilienbereich. Das kommt unserer Diversifizierungsstrategie zugute.
Sie haben also die Möglichkeit, aus dem breiten Spektrum von Soravia für die deutschen Investoren die Rosinen herauszusuchen.
Quentin: Gewissermaßen ja – wir können maßgeschneiderte Angebote für unterschiedliche Investorengruppen zusammenstellen. Hier kann ich meine Kompetenz und meine Erfahrung voll einbringen.
Die Branche hat in den Jahren des KAGB ihre Reputation stark verbessert. Worin sehen Sie die Gründe? Was können Sie bewirken, um die Reputation weiterzuentwickeln?
Quentin: Die Branche hat zunehmend Anlagevorschläge vorgestellt, die dem Anleger wirklich dienen, ihm auf den Leib geschneidert sind. Ich bin überzeugt: Der Schlüssel liegt darin, den Anleger in den Fokus all unserer Bemühungen zu stellen. Darüber hinaus sorgt Transparenz sicherlich für einen besseren Ruf – und dass man wieder über Anlageerfolge sprechen darf. Wir tun das und wir tun es für den Anleger: Wir publizieren unsere Ergebnisse beispielsweise durch Leistungsbilanzen. Solche Bilanzen belegen den guten Ruf und wer ihn verdient hat. Leider zeigen immer seltener Anbieter solche Leistungsbilanzen.
Es gibt Meinungen, dass die Zukunft der geschlossenen Publikums-(AIF-)Branche nicht rosig ist.
Quentin: Das sehe ich anders. Anleger suchen nach verlässlichen und sicherlich in einem sinnvollen Maße regulierten Anlagemöglichkeiten und Unternehmen suchen das Kapital. Es kommen enorme Finanzierungsaufgaben auf Projektentwickler zu. Ein Beispiel: Wir benötigen unendlich viele Wohnungen, wer soll diese Wohnungen finanzieren? Durch die Konzeption von geschlossen Publikums-AIF haben wir eine gute Möglichkeit, die Bedürfnisse von Wirtschaft und Anleger zusammenzubringen.