„Selbstentscheider sind im Wertpapiergeschäft auf dem Vormarsch.“ Das ist eines der Kernergebnisse einer deutschlandweiten Umfrage der Management- und Technologierberatung Bearing Point im Rahmen einer Studie zum Thema „Effizientes Wertpapiergeschäft und digitales Kundenerlebnis“. Die Umfrage ergibt das Bild eines zunehmend „Empowered Customers“ – also von Kunden, die weniger von einer Anlageberatung abhängig sind, sondern durch bereitgestellte Analysen und Steuerungsmöglichkeiten selbst zu Entscheidern über das Schicksal des eigenen Portfolios werden.“
Die Erkenntnis, dass private Anleger sich zunehmend selbst informieren und selbst recherchieren, haben wir in EXXECNEWS vor knapp zwei Jahren bereits festgestellt und dieses einer Umfrage unter DFPA-Nutzern entnommen.
Dazu passt das gerade veröffentlichte Ergebnis einer anderen Umfrage. Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) hat 2.000 Bürger befragt, wie sie die Entwicklung der aktienbasierten Geldanlage beurteilen. Das Ergebnis überschreibt DIVA mit der Zeile: Blühende Landschaften für die Geldanlage? Aktien, so DIVA, finden inzwischen das Interesse breiter Bevölkerungsschichten, im Osten wie im Westen unserer Republik. Im Osten ist das Interesse leicht geringer, aber stark gestiegen.
Vielleicht stehen diese Umfrageergebnisse in engem Zusammenhang. Dazu gehört diese Bemerkung: Die Aktie war noch nie des Bürgers Lieblings-Anlage-Form. Über 75 Prozent der privaten Investitionen fließen traditionell in andere Investitionen. Diese anderen Anlageformen werden vermutlich von gestiegenem Interesse Geld anzulegen ebenso profitieren. Wenn das Interesse der Anleger jetzt aber breit steigt, dann könnte das bedeuten, dass Anleger die Informationsmöglichkeiten, die besonders digital geboten werden, inzwischen intensiver nutzen und selbst feststellen, dass Anlage-Anbieter, Assetklassen und Performances von Emittenten erstens transparenter als früher und viel umfangreicher mit Informationen herauskommen und zweitens positive Wirkung verbreiten. Was aber eindeutig ist: Wer zu wenig Informationen digital verbreitet, der wird nicht erfolgreich sein. Wenn Beratungsleistungen weniger abgefragt werden, aber Anlagebegeisterung zunimmt, dann zeigt das klare Trends und Postulate: Mehr auf sich aufmerksam machen. Die Branche der PR-und Pressagenturen hat das längst erkannt. Die Versendung von Pressemeldungen, insbesondere solche von großen Investmenthäusern, hat einen nie gekannten Umfang angenommen.
Dr. Robert Bosch, globaler Leiter Banking & Capital Markets bei Bearing Point zitiert ein anderes Ergebnis der Umfrage: Die Hälfte der Befragten nutzen einen Browser oder eine App, um ihr Portfolio zu verwalten. Immer mehr, vor allem jüngere Anlegerschichten, sind besonders Internet-affin.
Wenn das so ist, dann werden diese Befragten und vermutlich viel andere das Internet auch nach Informationen über Anlagemärkte und Protagonisten der Märkte durchforsten. Doch das Selbstbewusstsein und zunehmende Anspruchsdenken der Digital-Kunden stelle die Anbieter auch vor Herausforderungen. Denn laut der Umfrage nutzen bereits 37 Prozent der Befragten mehr als einen Anbieter zum Handel von Wertpapieren – sei es nun die eigene Hausbank, eine Depotbank, eine Vermögensverwaltung, Anlageberatung oder auch einen Broker. Dabei sei die Konkurrenz groß, insbesondere im digitalen Bereich, so die Bearing Point-Umfrage. Der Info-Wettbewerb ist also eröffnet. (DFPA/DJ)